Der Schachtürke des Wolfgang von Kempelen

Die Vorführung eines französischen Zauberers 1769 vor der österreichischen Kaiserin Maria Theresia hielt Wolfgang von Kempelen für wenig beeindruckend. Also erklärte er der Herrscherin, dass er eine Maschine bauen könne, die erheblich spektakulärer und verblüffender sei.

Damit begann die Geschichte des Schachtürken. Der deutsch-ungarische Hofsekretär und spätere Hofrat Wolfgang von Kempelen (1734-26.3.1804) aus Preßburg/Bratislava machte sein Versprechen wahr und demonstrierte im Frühjahr 1770 seine Erfindung der Kaiserin und ihrem Gefolge. Das Publikum war beeindruckt von dem scheinbar automatischen Schachspieler, der über eine außergewöhnliche Spielstärke verfügte.

Nachdem Kempelen den Wiener Hof zum Staunen gebracht hatte, reiste er mit seinem Türken bis 1785 durch Europa. Er spielte in London, Paris und mehreren Städten Deutschlands vor der besten Gesellschaft. Stets war das Publikum beeindruckt. Führte Kempelen zu Beginn sein Werk noch selbst vor, übernahm diese Aufgabe später meist sein Diener Anthon.

Nach dem Tod Kempelens 1804 kaufte der Mechaniker und Schausteller Johann Nepomuk Mälzel den Türken. Damit begann die zweite Blütezeit des Schachautomaten.

Mälzel ging mit ihm nicht nur auf Europatournee, sondern brach 1825 in die USA auf, wo er am Broadway seine erste Vorstellung gab. Bis zu seinem Tod 1838 reiste Mälzel mit dem Türken und anderen Automaten durch die USA und Kuba. 1840 war die Zeit des Türken vorbei und die Besucher konnten für einen Dollar das Geheimnis erfahren, worauf das Interesse rasch sank. 1854 verbrannte der Automat im „Chinesischen Museum“ in Philadelphia.

Der Schachtürke verdankte seine Automatik zwar einem genialen Trick, aber dennoch war er eine technische Meisterleistung seiner Zeit. Magnetismus half dem eigentlichen Spieler im Kasten, den Spielverlauf zu erkennen. Eine komplizierte Mechanik bewegte Arme und Finger. Die perfekte Illusion erzeugten von Kempelen und später Mälzel durch ihre professionelle Präsentation, die einer magischen Vorführung glich, Ablenkungen und Finten inbegriffen.

Zahlreich waren die Spekulationen über die Funktionsweise des Schachtürken. Hatte von Kempelen tatsächlich einen genialen Automaten entwickelt, der der menschlichen Intelligenz ebenbürtig war? Waren es magnetische Kräfte oder unsichtbare Schnüre, die den Türken bewegten? Saß ein Kleinwüchsiger oder ein Kind im Kasten? Die Vermutungen füllten Traktate und Bücher. Zwar waren einige Autoren der Wahrheit auf der Spur, doch ganz genau konnte niemand das Geheimnis lüften.

Auf Vermutungen sind wir angewiesen, warum von Kempelen den Automaten im Aussehen eines Türken konstruierte. Auf jeden Fall entsprach er damit dem Stil der Zeit. Türkischer Kaffee und Tabak waren in Wien modern. Zudem vermittelte der Türke einen Hauch von Exotik.

Die Begeisterung für Automaten war im 18. Jahrhundert an den Herrscherhäusern weit verbreitet. Automatenbauer erfreuten sich hoher Wertschätzung. Am bekanntesten ist Jacques de Vaucanson, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit seinen Musikautomaten berühmt wurde. Er baute zudem eine mechanische Ente, die Körner picken, verdauen und ausscheiden konnte.

Wolfgang von Kempelen beteiligte sich an dieser Automatenbegeisterung nicht nur mit dem Schachtürken. Er konstruierte eine Sprechmaschine, die er auch im Türken einsetzte und die unter anderem „Schach“ bzw. „Échec“ sagen konnte.

Der Türke spielte in seiner Karriere gegen zahlreiche berühmte Persönlichkeiten. Neben Spielen gegen Maria Theresia und Benjamin Franklin bildete vor allem die Partie 1809 gegen Napoleon in Wien den Höhepunkt seiner Karriere. Napoleon versuchte, den Türken durch unerlaubte Spielzüge zu testen. Der Türke soll zuerst mit einer Verbeugung reagiert haben und stellte die Figur an ihren richtigen Platz. Nach weiteren Täuschungsmanövern Napoleons wischte der Automat die Figuren vom Tisch und heimste sich ein Lob des französischen Kaisers ein.

Beeindruckt von der Leistung des Automaten war auch Charles Babbage, der 1819 eine Partie gegen den Türken in London verlor. Er ahnte zwar, dass der Türke ein Schein-Automat war, aber er fragte sich, ob es möglich sei, einen Schachautomaten zu bauen. Seine später konstruierten mechanischen Rechenmaschinen nahmen gedanklich einige wichtige Prinzipien des Computers vorweg.

Edgar Allan Poes Beschreibung ist das bekannteste Zeugnis über den Türken. Er sah ihn 1835 in Richmond/Virginia und veröffentlichte 1836 einen Essay mit dem Titel „Mälzels Schachspieler“. Poe vermutete, dass ein verborgener Spieler in der Figur des Türken den Arm bewege. Der Bericht wurde später als erste Arbeit von Poe gewürdigt, in der er als „unbeirrbarer Denker“ auftrat.

Die Rekonstruktion des Schachtürken im Heinz Nixdorf Museums Forum …

Er hat die Diskussion, ob die geistige Leistung des Menschen von einer Maschine übertroffen werden könne, erstmals angestoßen – eine Diskussion, die angesichts der heutigen Fortschritte in der Robotik und Künstlichen Intelligenz wieder hoch aktuell ist. Damit findet der Schachtürke seinen idealen Platz im größten Computermuseum der Welt, in dem seit Januar dieses Jahres in den neuen Ausstellungsbereichen auch historische Schachcomputer zu sehen sind.

Es gab keine Baupläne oder exakten Beschreibungen: Die Rekonstruktion des 1854 verbrannten Schachtürken erforderte einiges an Recherchen und handwerklichem Geschick. HNF-Kurator Dr. Stefan Stein hatte die Idee, den Türken wieder zum Leben zu erwecken. Er machte die Quellen ausfindig, die HNF-Restaurator Bernhard Fromme nutzte, um den Automaten nachzubauen. Etwa anderthalb Jahre dauerte es bis zur Fertigstellung, wobei der Nachbau für alle Beteiligten ein Projekt neben anderen war.

Der Schachtürke des HNF ist der einzige vollständig funktionierende Nachbau in Europa. Ein weiterer soll in Los Angeles stehen, über dessen Funktion allerdings nichts näheres bekannt ist.

Da keine konkreten Beschreibungen existieren, musste Bernhard Fromme seine mechanischen Kenntnisse einbringen und einiges ausprobieren, um die Funktion des Greifens zu ergründen. Die Lösung war ein Pantograph („Storchenschnabel“), der die Bewegungen des inneren Schachspielers mit Hilfe einer Hebelmechanik auf den Arm des Türken überträgt. Diese Technik hat mit Sicherheit auch Kempelen angewandt.

Ein weiteres Kernproblem bestand darin, dem Spieler im Inneren die Züge des Schachspielers außen zu übermitteln. Mit Hilfe von Magneten in den Figuren und kleiner Stifte an der Unterseite des Schachbretts kann der Spieler im Türken dem Spielverlauf folgen. Eine Lösung, wie sie auch Kempelen einsetzte.

Die gesamte Konstruktion und Mechanik entstanden in den Werkstätten des Heinz Nixdorf MuseumsForums. Lediglich die Holzarbeiten führte die Paderborner Tischlerei Wippermann aus. Eine Theaterschneiderin fertigte das Kostüm; eine Requisiteurin ließ das Gesicht nach historischen Vorlagen wiedererstehen. Die Maße des Kastens betragen in Zentimetern: 150 breit, 95 hoch, 90 tief. Die Figur des Türken ist etwa lebensgroß.

Der Staunton Standard …

Was hat es auf sich, mit dem sogenannten Staunton Standard? Dies ist eine interessante Frage. Staunton ist ein Begriff, der uns im Schach ziemlich häufig begegnet. Der König hat einer Krone auf dem Kopf und ist im Spiel die größte Figur. „The knight“ (engl. Ritter) wird durch einen Springer dargestellt. Der Turm ist dargestellt durch eine stilisierte Burg. Diese Eigenschaften sind bezeichnend für den „Staunton“. Wo kommt dieses Standard Design eigentlich her? Nun um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns in die Mitte des 19. Jahrhunderts begeben.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Anzahl verschiedenster Schachfiguren. In Großbritannien z.B. Sätze wie Saint George, Calvert, Edinburgh, Lund, Merrifield und viele andere. Es ergaben sich allerdings verschiedene Probleme. Zum Beispiel waren sie aufgrund Ihrer Vielfalt extrem teuer. Manche waren aufgrund ihres Designs unstabil, sie vielen um und zerbrachen oder behinderten den Spieler, indem es für ihn nämlich nicht einfach war, die Figuren zu identifizieren.

Es war deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Ruf nach einem einheitlichen Design immer lauter wurde. In dieser Zeit geschah es, dass ein aufmerksamer Londoner Geschäftsmann namens John Jaques die Gelegenheit ergriff die Schachwelt mit einem neuen Standard zu konfrontieren. Er belieferte bis dahin schon mehrere Londoner Einzelhändler mit einer Vielzahl der verschiedensten Schachsets. An dieser Stelle werden die Dinge etwas undurchsichtig. Im März 1849 ließ ein gewisser Nathaniel Cook einen Schachsatz mit einem neuen Design registrieren. Zur Rechten ist ein Abbildung der spärlich beschrifteten Seite aus dem Original Jaques Musterbuch, welches die Richtlinien für die Produktion enthielt. Diese Seite wurde während des Krieges durch einen Brand beschädigt. Die Produktionsrechte sicherte sich John Jaques und am 29. September 1948 begann Jaques & Son of London mit der Auslieferung der Figuren an seine Kunden.

Am nächsten Tag erschien eine Werbung in der „Illustrated London Times“. Interressant ist noch zu erwähnen, dass Nathaniel Cook, John Jaques´ Schwager war. Diese Verbindung lässt die Frage offen, war Nathaniel Cook der Designer, oder agierte er lediglich als Handlanger im Namen von John Jaques. Auf der Hand liegt, dass Nathaniel Cook den damals aktuellen britischen Topspieler , Howard Staunton, überzeugen konnte, seinen Namen für diesen neuen Satz herzugeben. Dies war für Cook eine leichte Angelegenheit, da er der Herausgeber der „Illustrated London Times“ war und Hr. Staunton für sein Blatt regelmäßig arbeitete. Und so war der „Staunton Standard pattern“ geboren.

Das neue Design erfreute sich rasch breiter Akzeptanz. Die Kombination von Preisgünstigkeit, Ausgewogenheit, Stabilität und einheitlichem Design machten diesen Satz in kürzester Zeit zu dem internationalen Standardsatz. Schnell wurde bei offiziellen Gelegenheiten der Staunton Standard zur offiziellen Turnierfigur. Mehr noch es scheint, als ob die westliche Schachwelt, dieses Design unverwechselbar mit dem Schachspiel verbindet. Dies ist das große Vermächtnis , dass uns Nathaniel Cook, John Jaques & Howard Staunton hinterlassen haben.

Ursprung des Schach bei den Arabern …

Erst um 700 n. Chr. lässt sich das Schach bei den Arabern mit Bestimmtheit nachweisen. Der erste Nachweis findet sich in den Versen von AL FARAZDAQ (ca. 641 – 728) in denen es sinngemäß heißt:“ […] von meinem Arm gehindert, bleibst du ein Fußgänger unter der Fußgängern […]“. Diese Worte werden bezogen auf einen Schachbauern, dem der Übergang zur Dame verwehrt wird.
Tammam Ibn Ghalib Abu Firas …

… hatte den Beinamen al-Farazdaq. Er lebte von ca. 641 bis 728 nach Christi Geburt. Arabischer Poet, der berühmt war für seine Satiren, in einer Zeit, als Dichtung noch ein politisches Instrument war. Er repräsentiert die Periode, zwischen den traditionellen Beduinen und der sich gerade formenden neuen Muslimischen Gesellschaft.
Einer der wichtigsten arabischen Autoren in historischer Beziehung ist Masudi (ca. 888 – 958). In seinen Werken findet sich unter anderem auch die bekannte Erzählung über die Multiplikation und Summierung von Weizenkörnern mit einem Hinweis auf die Herkunft des Schaches. Er verweist auf einen indischen König BALHIT (ca. 2 Jhdt. vor Chr.). Handelt es sich hier auch nicht um eine belegte, historische Tatsache, so doch immerhin um einen frühen Hinweis auf eine indische Herkunft.

Abul Hasan Ali Al-Masu´di …

.. war ein Schüler des arabischen Gelehrten Abdallah Ibn Masu’d, ein exzellenter Geograph, Physiker und Historiker. Masu’di wird auch der „arabische Herodotus genannt, weil er als einer der ersten die Geschichte mit der Geographie verband. Er reiste viel u.a. nach Indien, Mittelasien und Afrika. Er schuf ein mächtiges immerhin 30-bändiges Geschichtswerk der damals bekannten Weltgeschichte
[Bild unten]: Masu’di´s Weltkarte

Der nächste namhafte Geschichtsschreiber ist der schon erwähnte Al Biruni. In seinen Erzählungen taucht das Schach gleich an mehreren Stellen auf. U.a. enthalten ist auch die Erzählung über die Körnerberechnung (1. Feld 1 Reiskorn, 2. Feld 2 Reiskörner, 3. Feld 4 Reiskörner usw.). Ihr Resultat gibt er nicht nur in Ziffern an, sondern auch algebraisch. Jene Körnerberechnung kehrt auch bei einem dritten Araber wieder. Ibn Khallikan (1211 – 1282), der sie mit einem indischen Weisen (Sissa ibn Dahir, dem erdichteten Erfinder des Schachspiels) in oft nacherzählten Zusammenhang bringt.

Tatsächlich hat die Berechnung mit dem Schachspiel nichts zu schaffen. Sie rührt „von einem Spielbrett von 64 Feldern“ her, das den Indern zu Rechenzwecken diente, wie v. d. Linde in seiner Geschichte I, S. 6ff ausführte. Die Zeit zu welcher das Spiel zu den Arabern gekommen ist, lässt sich ebenfalls nicht genau bestimmen.
Da es aber sehr wahrscheinlich ist, dass zu Lebzeiten Mohammeds das Schach noch nicht bekannt war – er starb im Jahre 632 – und andererseits feststeht, dass es im Anfange des 8 Jhdts. bereits gespielt wurde, lässt uns annehmen, dass die zweite Hälfte des 7. Jhdts. als die Zeit des Überganges zu bezeichnen ist.

Abu-l ‘Abbas Ahmad ibn Khallikan …

… wurde in Arbela, Irak geboren. Sein größtes Werk ist „The Obituaries of Eminent Men“. In über 2700 Seiten beschreibt er meist in kurzen Anekdoten aus dem Leben seiner Darsteller. Dabei handelt es sich oft um Aufstieg oder Fall einer öffentlichen Person ausgelöst durch Intrigen oder Gewalt.

Das Mohammed das Spiel nicht gekannt habe, war schon früh eine Annahme, der arabischen Rechtsgelehrten. Er hatte eine Anzahl von Spielen verboten und unter diesen das Nerd, aber das Schach nicht. Nun galten Spieler vor Gericht nicht als unbescholtene Zeugen und es stellt sich die Frage, ob der Schachspieler ihnen zuzählen ist oder nicht. Dieser negative Beweis wird noch durch ein Zeugnis ergänzt, nach welchem es ihnen vor dem Jahre 714 schon sehr vertraut gewesen sein muß.

In einem Bericht von Shafii (gest. ca. 819) wird ein Spieler erwähnt mit Namen Said ibn Dschubair, der eine Zeitlang in Ispahan lebte und im Jahre 714 gestorben ist, der ohne Ansicht des Brettes Schach gespielt habe. Wäre es auch nur eine unbegründete Überlieferung, so sehen wir doch, dass man schon im Orient vor 820 n. Chr. die Fertigkeit des Blindschachs kannte und ausübte. Eine noch viel stärkere Stütze für die Annahme liefert uns die Tatsache der Eroberung Persiens durch die Araber im Jahre 642. Der gesteigerte Handelsverkehr der von da ab zwischen den beiden Völkern stattgefunden hat, wird die Araber bald genug mit dem Schachspiel bekannt gemacht haben. Nach dem Jahre 1000 werden die bis dahin raren Quellen für das Schachspiel zahlreicher.

Mohammed ibn Idris Al Shafi’i …

… besser bekannt unter dem Namen Imam Shafi’i, wurde ca. 767 n. CHr. geboren. Er gehörte zu dem Clan der Quraish. Er studierte islamische Rechtssprechung. Seine bekanntesten Werke sind „Kitabul Umm“ und „Ar Risalah“ über das islamische Rechtswesen.

In seinem Fihrist (987 / 8) nennt Ibn al Nadim bereits eine Anzahl von Schachautoren. Die Araber haben auch ihre Eröffnungsmethoden schriftlich niedergelegt. Jedoch auf andere Art und Weise, als wir es heute tun. Sie notierten die Stellungen die sich aus einer beiderseits gleichen Anzahl von Zügen ergab (etwa 12), deren Reihenfolge aber der Einsicht des Spielers überlassen. Eine solche Stellung hieß Tabija.
In der Literatur die größere Bedeutung aber hatte die Mansube, das Schachproblem. Das älteste auf uns gekommene schachliche Anschauungsmaterial sind etwa 500 altarabische Mansuben, in der Mehrzahl künstlich und durchaus kunstvoll aufgebaute Spielendungen.
Abu al-Faraj Muhammad ibn Ishaq ibn Muhammad ibn Ishaq …
… besser bekannt unter dem Namen al-Nadim. Er wurde ca. 935 n. Chr. geboren. Sein Vater war ein „warrq“, was nichts anderes als Buchhändler bedeutet. al-Nadims bekanntestes Werk ist der „al-Fihrist“. Übersetzt bedeutet das „Der Katalog“. Tatsächlich ist es eine Art „who is who“ der bis damals bekannten arabischen Welt.

Das 10. Jhdt. ist die Glanzzeit des arabischen Schachs gewesen. Jahrhunderte lang nennen die orientalischen Spieler immer wieder den großen Meister as Suli, als das unübertreffliche, ja unereichbare Beispiel und Vorbild. Auch Al Adli wird als ausgezeichneter Meister gerühmt. In einer weiteren Quellen findet sich die Beschreibung der Figuren. Sie gibt die Rolle des Königs dem Shah, die des Visirs dem Farzan, die des Heerführers dem Rukh, die der Reiterei dem Faras, die der Festung dem Fil und die der Fußgänger dem Baidaq. Einige Jahrhunderte später kehren die inzwischen vergessenen Festungen wieder auf das Schachbrett zurück. Diesmal besetzen sie aber die Eckfelder und stehen noch heute dort als unsere Türme.

Abu-Bakr Muhammad ben Yahya as-Suli …

… lebte von ca. 880 bis 946. Er war ein professioneller shatranj Spieler. Er wurde bekannt, als er zwischen 902 und 908 al Mawardi, den shatranj Champion des Khalifen al Mukafti, in einem Match bezwang. Dieser Sieg war so klar, dass al Mawardi in Ungnade fiel und durch as Suli ersetzt. Nach dem Tode al Mukafti’s verblieb as Suli am Hofe auch unter den nachfolgenden Herrschern. As Suli’s Fähigkeiten wurden legendär und auch noch heute gilt er in der arabischen Welt als einer der stärksten Spieler, der je gelebt hat. Es gibt nicht viel über ihn zu berichten, aber manche seiner Mansuben sind noch bekannt. Berühmt war er auch für seine Fähigkeit zum Blindschach. Seine größte Hinterlassenschaft sind die Werke „Kitab Ash-Shatranj“ (Buch des Schach) Band 1 und 2. Es beinhaltet die damals bekannte Eröffnungstheorie (ta’biyat), Standardprobleme im Mittelspiel und kommentierte Endspiele (mansubat). Darüber hinaus enthält es die bekannte Beschreibung der sogenannten „knights tour“, die Reise des Springers über das Schachbrett, bei der jedes Feld nur einmal betreten werden darf. As Suli bezieht sich in seinem Werk auf die Handschriften des bekannten Spielers al Adli, dessen Inhalt er teilweise in seine Werke übernommen hat, sie aber einer kritischen Betrachtung unterzog.

Kennen Sie Vukovic …?

Wieder präsentiert der Rattmann Verlag zwei klassische, zu ihrer Zeit sehr bekannte und beliebte Bücher in neuem Gewand. Neben einer Aktualisierung schien es uns gerade wegen des ausgeprägt taktischen Charakters der meisten Partien und Stellungsbilder am Platz, eine Neubearbeitung auch per Computer vorzunehmen.

Manche Beispiele mußten dabei deutlich verändert, andere auch ganz aufgegeben werden; der weitaus größte Teil ist aber mit allenfalls leichten Änderungen erhalten geblieben. Vielleicht ist es sogar gelungen, zu manchen bekannten Partien neue und überraschende Details bzw. Ideen aufzuzeigen.
Zudem wurden beide Bücher zum Zweck der Aktualisierung deutlich erweitert. „Der Rochade-Angriff“ enthält jetzt ein Zusatzkapitel mit einer Anzahl schöner und spektakulärer Angriffspartien neueren Datums, wobei bekannte und weniger bekannte Beispiele in einer bunten Mischung vertreten sind. „Das Buch vom Opfer“ wurde besonders in den Kapiteln zur Darstellung und Terminologie der Opfermotive mit vielen neuen Beispielen ergänzt und bietet jetzt erheblich mehr Partien bzw. Stellungsbilder als das Original.

Wir hoffen, daß es gelungen ist, beide Bücher durch die Ergänzungen und Überarbeitungen noch attraktiver zu machen, dabei aber neben den meisten Beispielen auch die Gedanken, die Gliederung und Terminologie des Originals von Vukovic weitgehend zu erhalten. Denn wenn auch die heutige Theorie und Praxis manches im Detail etwas anders sieht, so ist das, was Vukovic seinerzeit schrieb, dennoch im Großen und Ganzen weiterhin aktuell.

Aron Nimzowitsch Lebenslauf und Historisches

Aron Nimzowitsch (*7. November 1886 in Riga; † 16. März 1935 in Kopenhagen

[…] Ein Idealist durch und durch ist Nimzowitsch. Er hat große Vorliebe für ernste Kunst, namentlich Musik und Theater. Der lange, schwere Kampf, den er um seine Anerkennung durchfechten mußte, hat ihn etwas überreizt und verbittert. Er fühlt sich einsam und von Feinden umgeben und ist daher stets geneigt, auch in ganz harmlosen Dingen einen gewollten Angriff zu sehen. Dies empfindet er z.B., wenn jemand – geöhnlich ein nichtsahnender Zuschauer – im Turniersaal mit Schlüsseln klimpert, Er ist ein Pessimist, befürchtet immer das Schlimmste und ist ewig besorgt, teils in schachlicher, teils in gesundheitlicher Beziehung. Aus letzterem Grunde ist er ein fanatischer Nichtraucher. So nervös, zerstreut und überreizt er aber im Privatleben scheinen mag, am Brette ist er ruhig und verliert auch in den schwierigsten Situationen nicht den klaren Kopf. Seine Erfindungsgabe treibt dann um so raffiniertere Blüten.

Er ist extrem, paradoxal, unberechenbar, eine sensible Künstlernatur von ungewöhnlich hoher Intelligenz. Nichts hasst er mehr als den Alltag und das Spießbürgertum. Er besitzt immer den Mut zur Wahrheit und Ehrlichkeit, und wenn er sich dadurch Feinde macht, so ist er höchstens stolz darauf. Er ist kein Freund der großen Gesellschaft und des lärmenden Lebens. Durchglüht vom Feuer ewiger Ideale, ist Nimzowirsch das Urbild eines Ganzgroßen, das Urbild eines Genies! […]

Quelle: Rudolf Spielmann – Portrait eines Schachmeisters in Texten und Partien , Herausgeber Michael Ehn, Verlag H.-W. Fink, Seite 54/55

Nach Dr. J. Hannak (Wien) hatten seine Eltern in ihren amtlichen Dokumenten noch die slawisierte Schreibweise Ihres Namens Nêmcovic verzeichnet. Nach einem unveröffentlichten Dokument von H. Kmoch kann das russische Wort nyem-tso-vitch (die Betonung liegt auf der ersten Silbe) mit „Sohn eines Deutschen“ übersetzt werden. Weiter führt H. Kmoch aus, dass im lateinischen Alphabet zwar verschiedene Versionen seines Namens gab, doch keine davon wurde von ihm bestätigt. Es existieren aber Dokumente aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, in denen A. Nimzowitsch mit Aron Niemzowitsch unterschrieb.

Immatrikulation in Zürich 1905 …

J. Hannak führt in seinen Erklärungen weiter aus, als Niemzowitsch nach dem ersten Weltkrieg aus dem Baltikum endgültig nach dem Westen emigrierte, unterliessen die Behörden bei der Ausstellung des Passes den Buchstaben ‚e‘, so daß aus Niemzowitsch nunmehr Nimzowitsch wurde. Nimzowitsch unterließ es, eine Richtigstellung zu verlangen, denn er wäre Gefahr gelaufen, dass der Paß noch ein paar Wochen auf irgendeinem Amt herumgelegen und vielleicht ganz verschwunden wäre. In so wilden Zeiten war es besser, einen Paß mit orthographisch falschem Namen, als gar keinen Paß zu haben.

Einen anderen Ansatz liefert H. Kmoch. Er schreibt, dass Nimzowitsch bei Ausbruch des Krieges um 1917 in die Front zwischen die Kriegsgegner geriet. Mit vorgespieltem Wahnsinn sei es ihm gelungen nach Berlin zu entkommen. Dort aber trat er unter dem Namen Arnold Nimzowitsch auf. Er kam aber sehr schnell wieder zu seinem ursprünglichen Namen Aron zurück. Hieraus würde sich nicht nur das ‚verlorene e‘ in seinem Nachnamen erklären, sondern auch das von ihm seitdem verwendete A. Nimzowitsch.

[Bild links] Dieses Bild wird in Tartakowers ‚Die hypermoderne Schachpartie‘ im Bilderverzeichnis mit Nimzowitsch Arnold betitelt (Seite 517).
Die frühe Jugend – erste Gehversuche –

Wir wissen sehr wenig über die Lebensumstände seiner Kindheit und ersten Jugend.

In dem Berliner Deutsche Wochenblatt wird schon 1896 von einem neunjährigen Knaben berichtet, der sich im Baltenland durch gute Schachpartien hervortue:

[…]
In der Düna Zeitung veröffentlicht A. Ascharin die nachstehende, unlängst gespielte Partie des 9jährigen Knaben Aaron Nimzowitsch, Sohn eines Rigaschen Kaufmannes.

1.e4 d5 2. exd5 Dxd5 3.Sc3 Dd8 4.Sf3 f5 5.Lc4 Sc6 6.0-0 Dd6 7.d3 Db4 8.Le3 Dxb2 9.Sd5 Kd8 10.Lc5 b6 11.Tb1 Dxb1 12.Dxb1 bxc5 13.Sg5 Se5 14.f4 h6 15.fxe5 hxg5 16.Se3 f4 17.e6 fxe3 18.Txf8#

Wir brauchen also in Zukunft die Wunderkinder nicht mehr in Amerika zu suchen […]
Quelle: Deutsches Wochenschach, Nr. 40, 4.10.1896, S. 373

[Bild rechts] Dieses Bild wurde in Königsberg (Kaliningrad) aufgenommen. Das Bild ist ohne Jahresangabe, aber vermutlich im Jahre 1902 entstanden und zeigt Nimzowitsch vermutlich mit seinem Vater Schaya und seiner Schwester Tilja

Dasselbe Deutsche Wochenblatt publiziert 1904 auf S. 213 zum ersten Mal eine Nimzowitsch-Partie, mit der Bemerkung, dass sie von der Kombinationskraft des Führers der Schwarzen ein glänzendes Zeugnis ablegt. Von da an sollte sein Name aus den Spalten der Schachzeitungen für die nächsten 30 Jahre nicht mehr verschwinden.
Seiner ursprünglichen Absicht nach, kam er aber nicht wegen des Schachspiels nach Deutschland, sondern um dort zu studieren. Mieses erzählt in seinen Nimzowitsch Erinnerungen (Schach-Taschenbuch-Jahrbuch 1953, S. 37ff), dass über Nimzowitsch das gleiche Scherzwort im Umlauf war, wie ein Vierteljahrhundert zuvor über Curt von Bardeleben: Er studiert Schach und spielt Jura. Tatsächlich studierte er Philosophie, aber das ist seitdem gleichgültig geworden, seine Lehrwerkstatt war das Kaffee Kaiserhof in Berlin und nicht die Aula der Universität.

In der Folge erreichte A. Nimzowitsch einige, achtbare Erfolge. Dann jedoch kam Barmen 1905, dass zu so einer Katastrophe ausartete, dass sich A. Nimzowitsch für ein Jahr aus dem Turniergeschehen zurückzog und an sich und seinem Spiel arbeitete. Er gewinnt München 1906 und zeigt sich sehr erfolgreich auf einigen großen Turnieren. Doch im Januar 1908 in seinem Match gegen Spielmannerfährt er einen großen Rückschlag. Für fast drei Jahre zieht er sich wieder aus dem Turniergeschehen zurück um dann in Hamburg 1910 wieder erfolgreich aufzutauchen. Es folgen einige sehr gute gespielte Turniere, in denen er immer im vorderen Tabellenbereich landete.

Die Revolution …

Symptomatisch für ihn war neben seinen wechselnden Erfolge und Niederlagen, die Gewohnheit sich unbeliebt zu machen. Später, als er sich seinen schachhistorischen Platz erobert hatte, nahm man das kopfschüttelnd oder lächelnd hin, aber in den Anfängen seiner Karriere bereitete ihm das große Schwierigkeiten.

Auffallend war auch die Tatsache, dass er sich immer wieder aus dem öffentlichen Turnierwesen zurückzog und dann teils Jahre später wieder mit großem Aufsehen auftrat. Dies ist zum Teil darin begründet, dass er trotz der strikten Abstinenz von Nikotin und Alkohol ein eher kränklicher Mensch war, dem die anstrengenden Turniere sehr viel Kraft kosteten. Andererseits aber zeigt sich auch, dass sich in diesen Phasen seine Spielmetodik änderte und seine Theorien reiften.

Zunächst ging es nicht um neue Stilregeln, sondern um die systematische Prüfung der Eröffnungen und Strategien auf der Suche nach Ausnahmen zu den Theorien der Väter der Moderne.

San Sebastion 1912 A. Nimzowitsch wird zweiter hinter Rubinstein. Das eigentlich maßgebliche aber ist die Partie gegen Tarrasch die A. Nimzowitsch mit einer hypermodernen Eröffnung, der Vorstoßvariante in der Französischen Verteidigung gewinnt.

Auf dem Höhepunkt …

In demselben Jahr 1912 greift A. Nimzowitsch in einem „offenen Brief“ Tarrasch an. Anlaß war eine Glossierung von Tarrasch zur entscheidende Partie Rubinstein-Nimzowitsch aus dem Turnier San Sebastian 1912. U.a. schreibt Tarrasch zum 2. Zug: […] Nimzowitsch hat eine ausgesprochene Vorliebe für häßliche Eröffnungszüge […], und im Kommentar zum 25. Zug steht: […] Die konsequenteste Fortsetzung des bisherigen abscheulichen Spiels von Schwarz: ein Boch von ungewöhnlicher Dicke […]. Dies war der Startpunkt für ein über Jahre ausgetragenen Streit, der wie Wolfgang Kamm in seiner bemerkenswerten Biographie über Tarrasch schreibt unüberhörbar war. Kurz vor dem Ausbruch des Weltkrieges erscheint in der Wiener Schachzeitung Nr. 5-8, 1913 ein Aufsatz Nimzowitschs „Entspricht Dr. Tarraschs Die moderne Schachpartie wirklich moderner Auffassung?“. Umgehend mischte sich Alapin mit einem Gegenartikel in den Streit ein, worauf nahezu postwendend wieder ein Artikel von Nimzowitsch folgte.

In der russischen Meisterschaft St. Petersburg 1913 teilt er sich mit Aljechin zusammen noch den ersten Platz, um dann aber ein Jahr später auch ain St. Petersburg sank- und klanglos unterzugehen. Dann hört man lange Zeit nichts von ihm. In Göteborg 1920 erstmals wieder bei einem Turnier, ergeht es ihm nicht besser. Es folgen wieder einige Jahre der Enthaltsamkeit. Er lässt sich in Kopenhagen nieder, wo er bis zu seinem Tode in einem kleinen, gemieteten Zimmer wohnt. Beiläufig sei erwähnt, dass er in dieser Zeit in Kiel ein kleines Trainingsmatch gegen den deutschen Meister A. Brinckmann spielte, um wie er sagte „nicht aus der Übung zu kommen“. Er gewann dieses Match mit 4-0. Im März 1923 findet sich in der Neuen Wiener Schachzeitung ein Artikel von Dr. Tartakower, in dem von Nimzowitschs tiefstem Anliegen die Rede ist, um die Geburt seines Systems. Kurz darauf gewinnt er das Meisterturnier Kopenhagen 1923 mühelos ohne eine einzige Partie zu verlieren. Hier entsteht auch die unsterbliche Zugzwangpartie gegen Sämisch. In Karlsbad 1923 wird er nur fünfter, weil er gegen die letzten drei Teilnehmer zwei Partien verloren hat. Im Turnierbuch findet man u.a. die Worte: […] ‚Mein System‘ von A. Nimzowitsch ist ausgezeichnet, nur befolgt er es leider nicht immer. […]

Es folgte Kopenhagen 1924, dass er mühelos gewann; die Gegner waren einfach eine Klasse zu schwach. Bis zum großen Baden-Badener Turnier zog sich A. Nimzowitsch wieder nach Skandinavien zurück. Irgendwann in dieser Zeit muß er dann beschlossen haben, ein Anwärter auf die Weltmeisterschaft zu sein. Tatsächlich ist in seinem dann folgenden Turnierrausch zu sehen, dass er seine Partien fast ausnahmslos streng nach seinem System auslegte.

Seine endgültige Rückkehr startet mit den Turnier in Baden-Baden 1925. Er landete im vorderen Mittelfeld, denn es zeigte sich, dass die vn ihm gewählte Turnierpause zu lang gewesen war. Unmittelbar an Baden-Baden schloß sich das Turnier Marienbad 1925 an, indem er völlig überraschend zusammen mit Rubinstein den ersten Platz erreichte.In Breslau 1925 wird er hinter Bogoljubow Zweiter. In Semmering 1926 – dem großen Erfolg von R. Spielmann – wird er nur vierter, nachdem er in den ersten 9 Runden 8 Punkte erspielt hatte. Auch in 1925 erschienen Nimzowitsch bedeutende Werke „Mein System“ und „Die Blockade“. Auf den Theorien der Blockade stützte sich später Weltmeister Petrosjan und perfektionierte den Blockadeverteidigungsgedanken und plötzlichen Gegenschlag.

In Dresden 1926 und in Hannover 1926 wird er Erster. Er scheitert jedoch im Kandidatenturnier New York 1927. Direkt nach seiner Rückkehr wird er in Berlin 1927 Zweiter. Gleiches erreicht er in Kopenhagen 1927 und in Kecskemet 1927. Dann in London 1927 wird er geteilter Erster zusammen mit Tartakower. Das gleiche Ergebnis erreicht er in Bad Niendorf 1927. Wieder in London 1927 einem Turnier des Imperial Chess Club wird er Erster. Er gewinnt Berlin 1928 um aber in Bad Kissingen 1928 nur Fünfter zu werden. In einem weiteren Turnier in Berlin im gleichen Jahr wird er zweiter hinter Capablanca.

1929 folgte das ebenso viel beachtete Werk „Die Praxis meines Systems“. Dies war auch die Zeit seines größten Erfolge, das Turnier von Karlsbad 1929. Er gewinnt dieses Turnier vor Capablanca, Spielmann und Rubinstein.

In San Remo 1930 wird er hinter Aljechin Zweiter. In Lüttich 1930 wird er nur Fünfter, um aber dann in Frankfurt/Main 1930 wieder erster zu werden.Er gewinnt das Turnier Winterthur 1931, schlägt in Bern 1931 die gesamte Schweizer Schachspitze und wird in Bled 1931 hinter Aljechin und Bogoljubow Dritter.

Danach wird es ruhiger um ihn. In einem eher zweitklassig zu bezeichnenden Kopenhagen 1933 gewinnt er. In dem nicht besser besetzten Turnier Stockholm 1934 wird er nur Zweiter. Noch einmal Mal zeigt er sich im Züricher Turnier 1934, indem er Sechster wird. Sein letztes Turnier ist Kopenhagen 1934, dass er gewinnt. Dann plötzlich kommt die Nachricht: Schachmeister A. Nimzowitsch ist im Alter von noch nicht 49 Jahren in Kopenhagen verstorben.

Am 16. März 1935 stirbt A. Nimzowitsch angeblich an den Folgen einer Lungenentzündung. Nach H. Kmoch aber soll er an Krebs gestorben sein.

Resümeé

Sein Auftauchen in der Schacharena war kein Einzelfall, sondern eine typische Erscheinung des beginnenden 20. Jahrhunderts. Bis zu dieser Zeit hatte bis auf wenige Ausnahmen ( Tschigorin, Schiffers, Alapin) mitteleuropäisches, britisches und amerikanisches Schach die Turniere beherrscht.

Die Krise des russischen Weltreiches und die nahende Revolution bewirkte nun mit einem Mal einen immer stärker werdenden Zustrom aus dem Osten. Innerhalb weniger Jahre überschwemmten Spieler wie Bernstein, Rubinstein, Salwe, Tartakower und Lewitzky die großen Schachkonzile des Westens.

Einer darunter war Nimzowitsch. Etliche Spieler kamen direkt aus dem Ghetto. Im Unterschied zu den anderen aber haderte Nimzowitsch mit seiner Schickung. Er litt an dem, was er war und er begegnete seiner Umwelt mit der Waffe des Hochmuts und der Verachtung.

Rezensionen zum Buch vom Opfer und zum Rochadeangriff von F. Große

„Schach ist zu 99 Prozent Taktik“, sagte einst Richard Teichmann und der jugoslawische IM (nachträglich Ernennung 1951) Vladimir Vukovic (1898-1975) veröffentlichte mit „Der Rochadeangriff“ (1961) und „Das Buch vom Opfer“ (1964) zwei Standardwerke der Taktikliteratur, welche eine akribische und systematische Übersicht der Taktik präsentieren …

Dem Rezensenten lag als Vergleich die 2. Auflage von 1971 vor, welche auch noch das Vorwort zur ersten Auflage beinhaltet. Darin ist zu lesen, dass damals durch Zufall der Verleger (Herbert Engelhardt) Kenntnis von der serbo-kroatischen Ausgabe des Buches „Die Kunst des Schachangriffs“ nahm. Sofort begeistert von Inhalt und Systematik, mußte eine deutsche Übersetzung her. Mittlerweile fast vergessen war es quasi fast nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Klassiker sich einer Neuauflage aufdrängte. Meines Wissens gibt es neben dem hier betrachteten Buch auch heute keine systematische Betrachtung der Thematik und selbige ist in Bruchstücken über unzählige Publikationen verstreut. Eine Revision und Prüfung war im Zeitalter der EDV-Technik und Spezialprogramme notwendig.

Mit einer kleinen Einleitung und der kurzen Skizzierung der Angriffsarten wird ein Grobüberblick über Inhalt und Sprachstil gegeben. Bei letzterem fällt auf, dass die eine oder andere Formulierung dem heutigen Sprachgebrauch angepasst wurde, aber auch Diagrammpositionen (innerhalb des Buches) wurden minimal verändert und stilistische Mittel (z.B. Einrückung bei Aufzählungen) verwendet. Der Zweispaltendruck ist beibehalten worden, aber das optische Gesamtbild und damit die Lesbarkeit haben sich gegenüber der vorigen Auflage verbessert.
Vukovic geht im Sinne einer Schachpartie chronologisch in seinen Untersuchungen vor. Den ersten zwei Kapiteln sind Angriffsszenarien vor der Rochade bzw. bei Rochadeverlust gewidmet. Dazu werden sowohl Diagrammstellungen als auch ganze Partien zu Rate gezogen. Kapitel 3 und 4 fand ich sehr lesenswert: Neben einem kurzen Abriss der Geschichte des Königsdoppelschritts wird versucht, den „richtige Augenblick“ für selbigen zu erläutern.

Aber auch Hinweise wie die mögliche Überflüssigkeit, weil die Stellung Endspieltendenzen trägt (und der König möglicherweise in der Brettmitte eine bessere Stellung einnimmt) sollen das Gefühl für die Rochade schärfen und animieren zum Nachdenken vor einem gar zu hastigen 0-0 oder 0-0-0 in der realen Partie. Ganze 30 Mattbilder (oft nur als Brettausschnitte) bereiten als Basis auf die weiteren Kapitel vor.

Unter dem treffenden Stichwort „Brennpunkte“ werden die schützenden Punkte (Bauern) vor dem König f7, g7 und h7 nach deren Anfälligkeit untersucht. Während der Ausführung der kurzen Rochade f7 bekanntermaßen ein Zielobjekt sein kann, stellt Vukovic klar, dass g7/g2 und h7/h2 praktisch bei Durchführung der kurzen Rochade die wichtigsten Brennpunkte sind, „weil diese Felder für den Angreifer relativ besser zugänglich sind als die übrigen Felder des Rochaderaumes“. Mit einer Vielzahl von Beispielen (auch von Partiebeginn an) werden typische Operationen gegen die ‚Brennpunkte‘ demonstriert.

Im sechsten Kapitel wird das „klassische Läuferopfer“ untersucht. Mit 18 Seiten Umfang erreicht es nicht die Ausmaße wie das Büchlein „Das klassische Läuferopfer auf h7/h2“ von Helmut Wieteck (1989, 64 Seiten). Während das Wieteck-Buch quasi aus 50 Beispielpartien besteht, versucht Vukovic zuerst die Voraussetzungen in Worte zu fassen:

  • Weiß muß Dame, weißfeldrigen Läufer und Springer besitzen
  • Läufer muß mit Tempo nach h7 ziehen (Schach ist nicht nötig)
  • Springer muß ohne Nachteil das Feld g5, der Dame das Feld h5 zugänglich sein
  • Schwarz muß noch über die Bauern f7 oder g7 (hier kann auch ein Läufer stehen) verfügen
  • schwarze Dame auf d8 und Turm auf f8 erleichtern absolute Korrektheit des Opfers
  • wichtiger ist, dass der schwarze Springer nicht f6 und Dame/Läufer nicht auf die Diagonale b1-h7

Klingt gar nicht so kompliziert, gell? In 9 Beispielen werden die Kriterien untersucht, bevor – und das ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt – die praktischen Kriterien für die Opfer untersucht werden. Die Einschätzung der Passage „Kh6 als kritisches Abspiel“ wurde gegenüber der 2. Auflage verändert, sodass dem dort gezeigten Beispiel nur noch maximal „praktische Chancen“ zugebilligt werden. Ein alternatives (Erfolgs)-Beispiel wird nicht hinzugefügt, sodass ich mich auf die Suche gemacht und in der Partie Apppel – De Geus, Alkmaar 1983 fündig geworden bin.

Daß Reihen und Linien primär für die langschrittigen Schwerfiguren eine entscheidende Rolle bei der Rochadeattacke spielen dürfte klar sein. Welchen Einfluss die h-Linie beim „klassischen Läuferopfer“ einnimmt, ist auf jeden Fall einen Blick wert, welchen der Autor dem Leser auch nicht verwehrt. Einen sehr großen Abschnitt (46 Seiten) nimmt die Bedeutung der „Figuren und Bauern im Rochadeangriff“ ein. Insbesondere den Rollen der Bauern wird großes Augenmerk geschenkt und zehn ernstzunehmende praktische Hinweise versuchen sich als Gedankenstütze. War bislang die kurze Rochade das Objekt der Betrachtung wird im folgenden Kapitel der Angriff gegen die Fianchetto- und lange Rochade untersucht. Mit nur 8 Beispielen scheint mir dieser Abschnitt und das nähere Eingehen auf die Besonderheiten etwas zu kurz geraten, sodass ich mir hier Zusatzbetrachtungen gewünscht hätte. Um ein vielfaches besser gefallen mir hingegen die Erläuterungen und Darlegungen zur Verteidigung gegen den Rochadeangriff – man ist ja nicht immer im Vorwärtsgang! Die bislang aufgezählten (aufgezählten) Fragmente kann man sicherlich auch getrost zusammenhangslos untersuchen (selbiges wird in unzähligen Publikationen ja letztenendes (letztlich?) auch getan). Vukovic betrachtet aber im vorletzten Kapitel die Stadien des Rochadeangriffs ausgehend von den bisher im Buch dargelegten Aspekten zusammenhängend, bevor er den Rochadeangriff in das Konzept „Schachpartie“ u.a. mit Erkenntnissen von Aljechin und Capablanca einbettet.

Wirft man einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis fällt sofort auf, dass ein neues Kapitel hinzugekommen ist. Der Journalist und FM Gerd Treppner hat mit einer 39-seitigen Betrachtung die Tendenzen des Rochade-Angriffs der 60er Jahre bis heute Revue passieren lassen. Er untersucht hierbei die Tendenzen des Schachs der letzten knapp 40 Jahre und läßt natürlich „Zauberkünstler“ wie Kasparow, Topalow oder Judit Polgar mit kompletten Partien neben weniger bekannten Spielern auftrumpfen, um die Entwicklung auch eventuell auch Einstellung der Spieler zu verdeutlichen. So verrät Pavle Radic zu seiner Partie Radic – Arendt (Deutsche Mannschaftsmeisterschaft 1973), dass er keineswegs die komplette Kombination durchleuchten konnte, aber Angriffspotential mit der Notbremse „Dauerschach“ gesehen hat. Eine sympathische Einstellung! Noch eine Anmerkung zum Erscheinungsbild: Während ich an der Qualität des Seitenlayouts, wie auch der hochwertig gebundenen Aufmachung keine Kritikpunkte zu vergeben habe, finde ich die (einheitliche) Covergestaltung der letzten Rattmann-Veröffentlichungen schon zu monoton, weswegen ich das aus meiner Sicht gelungene Frontbild der 2. Auflage hier präsentiere, damit es nicht in Vergessenheit gerät.

FAZIT

Die computergestützten Überarbeitungen der Bücher sollten – laut Aussage des Verlags – nicht den Inhalt und Charme der Klassiker verfremden. Aber (heutzutage) fehlerhafte Tatsachen wollte man auch nicht publizieren und hat somit vermieden einen billigen Reprint auf den Markt zu bringen. Das Motto lautete: So viel Vukovic wie möglich – so viel Neues wie unbedingt nötig.“ Insgesamt sind die Änderungen (zumindest im „Rochadeangriff“ konnte dies verifiziert werden) geringer ausgefallen, als der ein oder andere Computergläubige vielleicht vermuten mag. Während beide Bücher über Spieler- und Stichwortverzeichnis verfügen ist, das Eröffnungsverzeichnis (zusätzlich auch nach ECO) nur im Rochadeangriff vorhanden. An Druckgestaltung und Bindung gibt es nichts auszusetzen!

Wer hier denkt, dass Kombinationsdiagramm an Kombinationsdiagramm mit „Opfer-Opfer-Matt“ aneinander gehäuft sind, der muß sich eines besseren belehren lassen. Das hier ist kein Buch, welches grundlegende Schachtaktik erklärt, sondern den Blick zielstrebig gen König gerichtet! Viele Erläuterungen, welche sich auch nur indirekt mit dem Angriff gegen den Monarchen beschäftigen (so z.B. die „Rolle des Bauernzentrums“ oder die „Verteidigung durch Gegenstoß im Zentrum“) bilden einen sehr gelungenen Gesamteindruck. Mir ist kein Buch bekannt, welches derart systematisch die Angriffsmotive untersucht. Das Revival dieser Untersuchungen war aus meiner Sicht überfällig!

Lektion 3: Die Notation von Schachzügen

Um eine Partie mitzuschreiben oder jede beliebige Partiestellung näher beschreiben zu können, benutzt man die Schachnotation. Beim Notieren einer Stellung wird zunächst die Kurzbezeichnung der Figur und dann ihr Standfeld geschrieben. Bei den Bauern wird nur der Standort gekennzeichnet. Die Grundstellung zu Partiebeginn lautet:
Weiß: Ke1, Dd1, Ta1, Th1, Lc1, Lf1, Sb1, Sg1, a2, b2, c2, d2, e2, f2, g2, h2
Schwarz: Ke8, Dd8, Ta8, Th8, Lc8, Lf8, Sb8, Sg8, a7, b7, c7, d7, e7, f7, g7, h7
Die Figuren werden jeweils in der Reihenfolge ihres Ranges notiert. Diese Systematik hilft, Hör- und Schreibfehler schnell zu erkennen. Bei der Fixierung der Züge, Zugfolgen und Partien gibt es verschiedene Möglichkeiten der Schreibweise.
Bei der sogenannten Langnotation wird zuerst das Ausgangsfeld und dann das Zielfeld angegeben. Die Partie im Diagramm unten würde dann z.B. so notiert:
1.e2-e4 c7-c5 2. Sg1-f3 Sb8-c6 3.d2-d4 c5xd4 4.Sf3xd4 e7-e6 usw.
Anstelle des Schlagzeichens wird in der Notation auch oft der Doppelpunkt verwendet. Dies würde dann so aussehen:
1.e2-e4 c7-c5 2. Sg1-f3 Sb8-c6 3.d2-d4 c5:d4 4.Sf3:d4 e7-e6 usw.
Die offizielle FIDE-Notation
In der offiziellen Variante der FIDE wird jeder Zug in der abgekürzten Schreibweise gekennzeichnet, nämlich durch den Anfangsbuchstaben der betreffenden Figur und durch das Ankunftsfeld (siehe u.g. Diagramm z.B. Sf3).
Wird eine Figur geschlagen so muß ein Schlagzeichen (x) zwischen dem Kurzzeichen der Figur und dem Ankunftsfeld stehen (z.B. Lxe5).
Schlägt ein Bauer, so muß auch die Linie des Ausgangsfeldes mit angegeben werden (z.B. cxd4).
Können zwei gleiche Figuren das Feld erreichen, so muß die gezogene Figur eindeutig gekennzeichnet sein (z.B. Sdb5 oder wenn man dabei eine Figur schlagen würde Sdxb5).
Stehen beide Figuren auf der selben Linie, so wird in der Notation die Reihe mit angegeben (z.B. S6b5 oder im Schlagfall S6xb5).
Das einfache Schachgebot
Das Bedrohen des Königs durch einen gegnerischen Stein heißt Schach bieten. Kann der König das Schachgebot nicht parieren, so ist er matt.
In dem Diagramm links sehen Sie, wie die weiße Dame dem schwarzen König Schachbietet.
Nacheinander in den Diagrammen unten sehen Sie noch weitere Schachgebote:
1. Der weiße Läufer bietet dem schwarzen König Schach
2. Der weiße Turm bietet dem schwarzen König Schach
3. Die weiße Springer bietet dem schwarzen König Schach
4. Der weiße Bauer bietet dem schwarzen König Schach

Die Parade des einfachen Schachgebotes

Dem König stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, das Gebot zu parieren:
1. Ein eigener Stein zieht dazwischen (siehe Diagramm links)
2. Der König weicht auf ein Nachbarfeld aus (siehe 1. Diagramm unten)
3. Der Schach bietende Stein wird vom König geschlagen (siehe 2. Diagramm unten)
4. Der Schach bietende Stein wird von einer anderen Figur geschlagen (siehe 3. Diagramm unten)

 

Das Abzugschach
Wenn durch das Wegziehen eines gegnerischen Steines ein anderer dadurch Schach bietet, dann nennen wir das Abzugschach. Im Beispiel links zieht der Läufer nach einer beliebigen Richtung ab (siehe rote Pfeile), und der Turm bietet dem König Schach (Grüner Pfeil).
Das Doppelschach
Eine Sonderform des Abzugschach ist das Doppelschach. Im Beispiel links zieht der Läufer auf das Feld a6 (roter Pfeil) und gibt damit dem König Schach (Grüner Pfeil) gleichzeitig deckt er damit das Turmschach auf der c-Linie auf (zweiter grüner Pfeil). Das Abzugschach hat als Besonderheit, dass dem Gegner immer nur als einzige Möglichkeit bleibt, den König wegzuziehen. Er kann keine Figur zwischenziehen oder eine der schachgebenden Figuren herausnehmen, da er sonst immer noch im Schach stehen würde.
Das Decken eines Steines
Das Sichern eines Steines durch einen anderen nennt man decken. In dem Diagramm ist der weiße Springer durch den schwarzen Turm angegriffen. Der weiße Springer hat aber die Möglichkeit wegzuziehen. Da aber auf der d-Linie auf der der schwarze Turm steht, auch noch der weiße Läufer steht, kann er nur auf das Feld e3 ziehen, da er von dort auch noch den Läufer auf d1 deckt. Möglichkeit Nummer 2 ist es, den Springer stehen zu lassen und mit dem Bauern auf c4 zu decken und die 3. Möglichkeit ist, den Springer mit dem Läuferzug nach f3 zu decken.
Das Fesseln eines Steines
Wenn ein Stein so angegriffen wird, daß er in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, dann bezeichnen wir den Vorgang als Fesselung.
Dabei ist zu unterscheiden zwischen einer echten (absoluten) und einer unechten (relativen) Fesselung.
Die echte Fesselung
Bei der echten Fesselung kann der angegriffene Stein nicht wegziehen, bzw. sich selbst befreien. In aller Konsequenz ist zu sagen dass bei einer echten Fesselung immer der König hinter dem gefesselten Stein steht.
In Diagramm 1 kann der schwarze Turm nicht ziehen, da sonst sein König von der weißen Dame angegriffen sein würde.
In Diagramm 2 kann aus demselben Grund der schwarze Läufer nicht ziehen. Gefesselt wird er hier durch den weißen Turm.
In Diagramm 3 kann der Bauer den Springer nicht schlagen, weil ihn der weiße Läufer auf dem Feld b7 festhält.
In Diagramm 4 hält der weiße Läufer den schwarzen Springer zwischen sich und dem schwarzen König.
Die unechte Fesselung
Bei der unechten Fesselung kann der Stein zwar ziehen, aber es ist gewöhnlich mit einem Nachteil für ihn verbunden.
Im Diagramm 1 würde sich die Dame gerne dem Einfluß des weißen Turms entziehen.
In Diagramm 2 ist es noch schlimmer. Die Dame ist sowohl durch den Läufer, wie auch durch den Springer angegriffen. Einschränkend ist zu sagen, dass diese Stellung praktisch nicht zustandekommen wird. Allerdings verdeutlicht sie die Folgen einer unechten Fesselung dieser Art sehr drastisch.
Später werden wir noch andere Formen der unechten Fesselung kennenlernen.

Das Fesseln anderer Steine ist nur durch Dame, Turm oder Läufer möglich. 

Das Tauschen von Steinen
Das wechselseitige Schlagen von gleichem Material nennt man abtauschen.
Diagramm 1 die Türme können sich gegenseitig tauschen. In beiden Fällen schlägt der jeweilige König zurück.
Diagramm 2 Weiß am Zug könnte mit Sf7 Matt setzen. Der Schwarze am Zug schlägt im aber den Springer weg wohl wissend, dass der weiße König sich den Springer zurückholt.
Diagramm 3 Weiß schlägt den Bauern auf b3, der seinerseits von dem Bauern auf a4 wieder geschlagen werden kann. Allerdings kann auch der schwarze König diese Option wahrnehmen.
Diagramm 4 Beide Läufer sind durch ihren König gedeckt und können sich sicher sein, sobald der andere ihn schlägt, werden sie durch ihren König gerächt.
Später lernen wir noch andere gleichwertige Tauschvarianten kennen.
Die Rochaden
Bei der Rochade werden König und Turm bewegt. Sie gilt als ein Zug.
Durch die Rochade soll der König in Sicherheit gebracht werden (Raus aus dem Zentrum hinter die eigenen Bauern und der Turm schneller ins Spiel gebracht werden.
Voraussetzungen:
Es dürfen weder König noch Turm bereits gezogen haben
Der König darf nicht im Schach stehen
Die Felder zwischen König und Turm müssen frei sein
 Die Felder, die der König überschreitet und jenes, dass er betritt dürfen von keinem fremden Stein angegriffen werden.
Man unterscheidet zwischen der kurzen und der langen Rochade. Die Ausführung verläuft so:
1.) Der jeweilige König zieht zwei Felder in die Richtung des Turmes mit dem er die Rochade vollziehen soll.
2.) Der Turm überspringt den König und setzt sich auf das angrenzende Feld.
Beispiele für unmögliches Rochieren
Rechtes Diagramm, Obere Hälfte:
Der schwarze König kann nicht rochieren, da der Läufer blockiert – Er steht zwischen König und Turm.
Rechtes Diagramm, Untere Hälfte:
Der König steht im Schach. Gleichzeititg wird sein Turm angegriffen, was aber einer Rochade nicht im Wege stehen würde.
Linkes Diagramm, Obere Hälfte:
Die Felder d8 und g8 sind bedroht.
Linkes Diagramm, Untere  Hälfte:
Die Felder d1 und f1 sind bedroht.
Schlagen „en passant“
Die komplizierteste Form des Bauernschlagens ist das Schlagen „En passant“, in der der Bauer dann geschlagen werden kann, wenn er aus der Grundlinie zwei Felder nach vorne geht und dabei ein Feld überschreitet, das von einem gegnerischen Baiern bedrpht wird. Das Schlagen muß aber unmittelbar im nächsten Zug erfolgen.
Zieht im Diagramm der weiße Bauer von b3 auf b4, so berechtigt das den Schwarzen nicht, die en passant Regel anzuwenden.
Zieht der weiße Bauer von e2 nach e4 oder e3, so berechtigt auch das den Schwarzen nicht, die en passant Regel anzuwenden.
Zieht aber der weiße Bauer von g2 nach g4, so darf der Schwarze den weißen Bauern mit seinem schwarzen Bauern auf h4 schlagen als hätte dieser sich auf das Feld g3 bewegt.

Ursprung des Schach in Indien …

In welchem Lande und zu welcher Zeit das Schachspiel erdacht sein mag, steht nicht unzweifelhaft fest. Auch wird über seine ursprüngliche Gestaltung gestritten, aber gänzlich unbekannt ist der Name des Erfinders. Alles was hierüber und hinsichtlich der Umstände der Erfindung erzählt worden ist, hat nur den Wert gleichgültiger Fabeln. Der grössten Wahrscheinlichkeit nach gehört die Erfindung nach Indien und betraf ein, dem heutigen Schach entsprechendes, reines Kombinationsspiel auf einem Brett von 8 x 8 Feldern.

Für indische Verhältnisse sind Zeitangaben kaum je mit voller Bestimmtheit zu machen, aber ein einigermaßen gesichertes Datum für die frühe Erfindung des Spieles lieferte, zugleich mit dem Hinweis auf das Morgenland, ein Vortrag des Akademikers Freret, am 24. Juli 1719. Er behauptete, dass es um 537 nach Christi von Indien nach China kam.

Bild: Elefant und Stier – Schachfiguren? Mehr Info …
Diese Angaben sind natürlich unkontrollierbar. Ein um die Jahrhundertwende bedeutender Sinologe James Legge äußerte sich dahingehend, dass das Werk, auf das sich Freret bezog mit Namen Hai-piene zwar beiläufig in der Vorrede des Siang-Hai, dem erklärenden großen Wörterbuch der damaligen Dynastie Chinas erwähnt, sonst aber durchaus unbekannt sei. Er terminierte den Ursprung auf die Zeit zwischen 551 und 577 in der das Schach aus Indien kommend in China eingeführt wurde. G. Schlegel wollte hingegen in einer Dissertation das Reich der Mitte für die Erfindung des Schachspiels verantwortlich machen. Dagegen spricht, dass das eigentliche chinesische Schach auf einem Brett mit 9 x 9 Durchschnittspunkten und einem fließendem Strom in der Mitte, sowie mit teilweise anderen Figuren gespielt wird. Analog sind die Verhältnisse in Japan, und Korea. In Thailand und in der Mongolei hingegen gibt es allerdings eine sehr ähnliche Variante.
Abbildungen von Schachvarianten in China, Japan, …

Zuweilen hat man auch an Ägypten als Ursprungsland gedacht. Das Vorhandensein von uralten plastischen und bildlichen Darstellungen mit Personen an einem Brettspiele gaben dazu Anlaß.


Bild: Schach in Ägypten schon vor 3000 Jahren?
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Aber die ägyptischen Künstler pflegten keine Gegenstände perspektivisch wieder zu geben und die Bilder sind daher meist unklar. Die auf den Brettern von Ihnen dargestellten Figuren ragen nur, meist gedrängt in einer Ecke stehend, über eine gerade Randlinie hinaus , während die hinter derselben liegende Fläche des Brettes sich nicht erhebt und also unsichtbar bleibt. Wenn alle Figuren einander gleich erscheinen, würde die Vermutung sofort gegen das Schach sprechen, obwohl es auch christliche, etwas nachlässig angelegte Bilder mit gleichen Stücken gibt, die man doch für Schach halten könnte. Wären aber doch die Figuren, die bisher bemerkt worden sind, oder die, welche noch zu Tage treten mögen, unter sich abweichend, so würde auch dieser Umstand allein noch nichts für unser Spiel beweisen, denn es ist doch nicht nötig, dass nur allein im Schach unter allen jetzigen und früheren Spielen eine Verschiedenheit der Figuren bestand.


Bild: Gustavus Selenus
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Die Rythmomachie z.B., die ein sehr altes arithmetisches Spiel ist, erfordert auch die Verschiedenheit der Stücke, wie man bei SELENUS (1616) nachlesen kann. Und erschwerend wird in einem Brief von Dr. S BIRCH vom 1867 erklärt, dass das ägyptische Spiel mit jeweils sechs Figuren auskam, die einander ähnlich aber dennoch verschieden waren. Nach diesen Angaben kann doch nicht vom Schach die Rede gewesen sein. Und weiter werde bedacht, hätte man am Nil das Schach neben anderen Brettspielen gekannt, so würden wohl die Juden es in Oberägypten gelernt haben, auch hätte später, namentlich bei dem stetigen Verkehr zwischen Alexandrien und Konstantinopel, einige Kunde nach dem griechischen Reiche schon in der ersten christlichen Zeit oder noch früher gelangen müssen.

Kein heutiger Ausdruck im Schach führt uns aber auf einen ägyptischen Ursprung zurück. Das klassische Altertum konnte nichts vom Schach wissen und sämtliche Deutungen in dieser Richtung haben sich immer wieder als Irrtum und falsche bzw. mißdeutige Übersetzungen erwiesen. Gerade um die Jahrhundert- wende herum beschäftigte man sich sehr mit der Theorie, des Ursprungs in Indien.


Bild: Älteste bekannte Figuren, 6. Jhdt. n. Chr
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Die meisten Werke, die dort entstanden sind, sind aber bedeutungslos und lieferten keinen neuen Erkenntnisse. Die frühe indische Literatur war stets religiös orientiert und die Erwähnung oder gar Beschreibung von Spielen kann man eher als eine Ausnahme betrachten. Erschwert wurde die Sachlage, dadurch, dass man bis auf wenige Ausnahmen immer nur auf Palmblättern schrieb, die selten mehr als 200 Jahre aushielten und mithin stets neu kopiert werden mussten und oft ergänzende Änderungen erlebten.

Wie wir bisher gesehen haben, wird die anfängliche These nicht im geringsten erschüttert. Woher aber kommt diese fast unumstößliche Meinung, dass um etwa 500 herum Schach in Indien enstanden ist. Nun dies führt wohl auf ein altes Werk des persischen Dichters Firdusi zurück, der fast beiläufig in seinen Erzählungen an zwei Stellen auf das Schachspiel kommt.


Bild: Firdusi von Khurasan: Homer von Persien
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Es handelt sich um das Shah Nameh. An der ersten Stelle berichtet Firdusi wie Kosroes (532 – 578) eine indische Gesandtschaft empfing, die ihm ein Schachspiel nebst Figuren brachte und dabei erklärte, der indische König wolle den verlangten Tribut entrichten, wenn die Perser die Regeln des Spiels errieten, Bei diesem Anlass zählt Fidusi die Figuren in der Ordnung auf, wie wir sie heute kennen. Natürlich errieten die Perser die Regeln und gaben den Indern ein anderes Spielrätsel über das Nerd auf, das aber ungelöst blieb, worauf der Tribut entrichtet wurde. Es sei erwähnt, dass Firdusi hier auf eine ältere Quelle zurückgegriffen hat, dem Pahlavi Kudai Nameh.

Aus dem Pahlavi Khudai Nahmeh …

Das Shah Nameh von Firdusi gehört zu den größten und bekanntesten Werken seiner Zeit. Geschrieben wurde es für den Sultan Mahmud von Ghazma. Das Shah Nameh enthält fast 60.000 Verse und basiert  auf dem Khvatay-namak, die Geschichte über die Könige von Persien bis zum 7. Jhdt.


Bild: König Kosroes tötet Afrasiab und Garsiwaz. Das Bild ist eine Replik aus dem 14. Jhdt. und hängt in der University of Michigan, Museum of Art


Es wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach kopiert und es finden sich auch bei anderen Autoren immer wieder Erzählungen, die aus dem Shah Nameh entnommen wurden. Indes hat auch Firdusi auf noch ältere Quellen zurückgegriffen, wie sich in einigen seiner Erzählungen nachweisen lässt. So lässt sich in einem Artikel von Jamshid Cawasji Katrak aus dem Jahre 1960 nachlesen:
We learn from the Arab geographers of the ninth and tenth centuries, Istakhri and Ibn Haukal, of the existence of fire-temples and strong castles in the province of Fars, and the large number of Fire-worshippers there during their time.  Istakhri states that in the castle of Shiz, in the district of Arrajan, in the province of Fars, were preserved at the time he wrote, manuscripts written in Pahlavi, containing history of the Iranians from earliest times, an illustrated with portraits after the style of the Sassanian bas-reliefs on rocks near Shapur.  Amongst these books was one named Khudai Nameh or ‘Book of Kings’, containing history of ancient kings of Iran from the time of Gayomard down to the reign of Nosherwan.It was complied by a learned Zoroastrian nobleman of the name Daneshwar Dehkan.  Firdousi, in his immortal epic, often refers to this ‘Dehkan’. […]

Sources of Firdousi´s Shah-Nameh …

Diese Geschichte ist eine poetische Fiktion und kann nur für die Zeit, in der sie erzählt wurde, als Beweis für die damals verbreitete Kenntnis vom Schach dienen. Dennoch hat man daraus den geschichtlichen Schluss gezogen, das Spiel sei aus Indien zu den Persern, die es noch nicht kannten, im 6. Jhdt., also zur Zeit Justitians gekommen. Auf Firdusi ist demnach die sehr verbreitete und oft in Werken über Schach oder sonstige Spiele wiederholte Behauptung zurückzuführen, das Spiel sei etwa um 500 in Indien entstanden.


Bild: Der Gelehrte Burzurgmikhr (Mit Mausklick auf das Bild mehr Info) …


Dies könnte zutreffend sein, erwiesen ist die Sache umso weniger, da Firdusi in seiner zweiten Stelle speziell von der Erfindung des Schachs spricht. Wieder in Indien, aber diesmal ist die Rede von einem Brett mit 10 x 10 Feldern und zu den Figuren tritt noch ein Kamelpaar hinzu. Allerdings werden hier die Bewegungen der Figuren angesprochen. Es sind die auch sonst bekannten Züge. Folgt man der Geschichte weiter, darf Schach nicht älter als 300 v. Chr. sein, da die Rede von einem verstorbenen König ist, der berühmter als Parus (der Gegner Alexanders) gewesen sei. Die älteste bisher gefundene Stelle allerdings entspringt einer Mittelpersischen Romanze, dem Karnamak, die ungefähr zwischen 590 und 628 nach Chr. (in der Herrschaftzeit des sasanischen Regenten Kosroes II.) entstanden sein muß.

Die Herren Forbes und Weber bemühten sich in ihren Werken um den Ursprung über die Herleitung des Wortes Chaturanga. Ein alter Sanskrit-Begriff, der lange Zeit mit „Spiel der vier Könige“ übersetzt wurde. Nach allgemeiner Ansicht handelt es sich aber dabei um eine Abart des Schachs, dem Würfelschach, dass bei Feierlichkeiten beim Vollmondfeste gespielt wurde um sich die Zeit zu vertreiben. Diese Auslegung geht auf AL BIRUNI zurück, einst Mathematiker, der ein sehr berühmtes Geschichtswerk über Indien verfasste. Er lebte lange Zeit in Indien und war des Sanskrits mächtig.


Bild: Fund bei Nishapur 8.Jhd. n. Chr. Mit Mausklick auf das Bild mehr Info …


Al Biruni beschreibt die Gangart der Figuren. Interessant ist, dass in seinen Erzählungen die Dame gar nicht vorkommt. Er beschreibt dies, indem er sich so ausdrückt: der Name des Königs begreift den des Farsan in sich. Auf Al Buruni ist auch die korrekte Übersetzung für Chaturanga zurückzuführen. Im Sanskrit lautet es ursprünglich Tschatur-anga und bedeutet das Vierteilige, was man auf das Heer bezog. Glaubte man ursprünglich, damit sei belegt, dass das Schach am Anfang aus vier Spielern bestand, so fand diese These relativ schnell ihre Widerlegung in der Deutung des viergliedrigen Heeres mit spezieller Beziehung auf Elephanten, Wagen, Ross und Fußvolk. Im übrigen wurde das Sanskritwort von den Persern (Schatrannj) und den Arabern (Schatrandsch) übernommen, woraus sich ajedrez, scacchi, echecs, chess, etc. gebildet haben.

Der Übergang von Persien zu den Arabern wird indess nicht allein durch die Namen des Spiels, sondern auch durch die Bezeichnung der Stücke bekundet. Schah ist als König aus dem persischen ins arabische Spiel gekommen und Shah-mat ist ein persisch und arabisch gemischtes Wort, das sich in dieser Form als Schach Matt erhalten hat. Pil (Elefant bzw. Läufer) hat keine Sprachwurzel im Sanskrit, ist aber neupersisch und wurde arabisch zu Al Fil. Baidaq für Fußgänger ist ganz persisch.

Bild: Rukh, Ferghana 8./9. Jhdt. n. Chr. Mit Mausklick auf das Bild mehr Info …


Pferd und Vizir oder Rath (Farzin) bieten nichts Merkwürdiges dar, dafür um so mehr der Begriff Rukh, der vielleicht vom Sanskritwort rotha (Wagen) abgeleitet wurde. Das heutige Schach scheint also einem starken, persischen Einfluß unterlegen zu sein. Ob dies parallel zur Entwicklung in Arabien zu sehen ist, oder ob das Schach von Indien direkt nach Arabien kam, bleibt im Unklaren.

Lektion 2: Die Schachfiguren und ihre Gangart …

Auf jeder Seite sind je 8 Figuren und 8 Bauern aufgestellt.

Auf den ersten beiden Reihen stehen die weißen Steine und auf der 7. und 8. Reihe die schwarzen Steine. Dies ist die sogenannte Grundstellung.
Die Linien a,b und c bilden den Damenflügel und die Linien f,g und h den Königsflügel.
Dame und Turm bezeichnet man als Schwerfiguren,
Läufer und Springer als Leichtfiguren.
Alle Schachsteine tragen eine Kurzbezeichnung und werden bei Schachbildern als Symbole charakterisiert:
K = König
D = Dame
T = Turm
L = Läufer
S = Springer
B = Bauer (allerdings werden bei der Notation die Bauern nicht benannt, dazu aber später mehr)
Die Symbole werden in den folgenden Diagrammen näher beschrieben.

Der Wert der Figuren …

Wenn der Bauer als Wertungseinheit = 1 genommen wird, können alle Figuren entsprechend ihrem Bedeutungsgrad differenziert eingestuft werden. (Für den König gibt es keine Bewertungsstufe, da man ihn nicht schlagen darf!).
  • Bauer     = 1
  • Läufer     = 3
  • Springer = 3
  • Turm       = 5
  • Dame     = 9
Dies sind allerdings nur Durchschnittwerte. Im praktischen Spiel ist das Verhältnis der Figuren untereinander viel komplizierter. So muß mit steigendem Spielverständnis das Schlagen oder Tauschen nach den Gegebenheiten einer konkreten Stellung erfolgen.
Zunächst aber gilt, gelingt es beispielsweise einen Turm mit einem Läufer zu schlagen, dann wurden zwei Wertungseinheiten gewonnen. Diesen Unterschied bezeichnet man als eine Qualität.
Das Ziehen und Schlagen der Steine …
Alle Figuren können entsprechend ihrer spezifischen Gangart vorwärts, rückwärts, seitwärts oder schräg ziehen. Wird ihr Weg durch einen feindlichen Stein unterbrochen, so sind sie berechtigt, ihn zu schlagen, d.h. sie nehmen den Platz des feindlichen Steins ein. Es besteht keine Schlagpflicht. Ein Stein darf niemals ein Feld betreten, das von einem Stein gleicher Farbe besetzt ist.

Hier sehen Sie den Turm.

Der Turm zieht waagerecht und senkrecht beliebig weit.

Hier sehen Sie die Läufer.

Man unterscheidet den schwarz- und den weißfeldrigen Läufer.
Die Läufer dürfen nur auf den Diagonalen beliebig weit ziehen. Sie dürfen aber niemals ihre angestammte Farbe verlassen.

Hier sehen Sie die Dame.

Die Dame zieht senkrecht, waagerecht und Diagonal beliebig weit (also wie Turm und Läufer zusammen).

Hier sehen Sie den Springer.

Der Springer zieht auf jedes zweitnächste Feld, dessen Farbe anders als die des Ausgangsfeldes ist. Oder mit anderen Worten:
Zwei vor , eins zur Seite
Zwei zurück eins zur Seite
Eins vor, zwei zur Seite
Eins zurück, zwei zur Seite

Hier sehen Sie den König.

Der König zieht genau wie die Dame in alle Richtungen, also Waagerecht, Senkrecht und Diagonal. Allerdings immer nur ein Feld. Er darf im Gegensatz zu allen anderen Figuren nicht geschlagen werden. Er darf auch nicht ein Feld betreten, das von feindlichen Figuren bedroht ist. Sollte der König von einer feindlichen Figur bedroht sein, so muss er wegziehen oder, wenn das möglich ist muss sich eine Figur zwischen ihm und der feindlichen Figur platzieren.

Hier sehen Sie den Bauer.

Die Zugmöglichkeiten des Bauern sind situationsbedingt.
Steht der Bauer auf der Grundposition (s. Diagramm Bauer auf a2 oder h7 so hat er die Möglichkeit ein oder zwei Felder nach vorne zu gehen.
Danach hat er nur noch die Möglichkeit, ein Feld nach vorne zu gehen (s. Diagramm Bauer auf a6, e6 oder h3).
In dem Moment, wo er auf eine andere Figur trifft, kann er nicht mehr gezogen werden. Der Bauer ist blockiert, denn er kann die Figur, die ihn blockiert nicht schlagen (s. Diagramm Bauern auf d4 und d5).
Schlagen kann der Bauer nur diagonal (s.Diagramm Bauern auf c4 und d5).
Hat ein Bauer die 8. Reihe erreicht, so kann er in eine andere Figur umgewandelt werden. Dies kann außer dem König jede andere Figur sein, also Turm, Springer, Läufer oder Dame. Es ist im übrigen nicht davon abhängig welche Figuren sonst noch auf dem Schachbrett stehen. Theoretisch könnte  also jeder Spieler bis zu 9 Damen haben.

Lektion 1: Das Schachbrett und die Bezeichnung der Felder …

Das Schachbrett und die Bezeichnung der Felder …

Das Schachbrett besteht aus 64 abwechselnd weiß und schwarz gefärbten Quadratfeldern.
Das Brett liegt richtig, wenn sich in der rechten unteren Ecke ein weißes Feld befindet (s. Diagramm).
Jedes Feld hat seine Bezeichnung. Turnierschachbretter sind am Rand mit Zahlen und Buchstaben gekennzeichent, mit deren Hilfe können alle Felder rasch und präzise bestimmt werden können. Im Diagramm links sehen Sie dafür einige Beispiele.
Die Benennung erfolgt immer in der Reihenfolge erst waagerecht, dann senkrecht (also nicht 1a, 2a sondern a1, a2, a3, usw.)
Zum besseren Verständnis erhalten alle Felder eine Bezeichnung nach ihrem Richtungs- bzw. Bezugsaspekt:
Die nebeneinander liegenden Felder bezeichnet man als Reihen, z.B. 1. Reihe, 2. Reihe, 3, Reihe usw. bis zur 8. Reihe.
Die übereinander liegenden Felder bezeichnet man als Linien, z.B. a-Linie, b-Linie, c-Linie usw.  bis zur h-Linie.
Die schräg zueinander liegenden Felder bezeichnet man als Diagonale, z.B. Diagonale a1-h8, usw.
Alle Felder am Brettrand bezeichnet man als Randfelder (s.Diagramm die blauen Felder).
Die Felder in den Ecken werden als Eckfelder bezeichnet (s.Diagramm die grünen Felder).
Während die vier in der Mitte des Schachbretts liegenden Felder als Zentrumsfelder bzw. als Zentrum bezeichnet werden (s.Diagramm die dunkelroten Felder). Die hellroten Felder bezeichnet man als erweitertes Zentrum.