Erst um 700 n. Chr. lässt sich das Schach bei den Arabern mit Bestimmtheit nachweisen. Der erste Nachweis findet sich in den Versen von AL FARAZDAQ (ca. 641 – 728) in denen es sinngemäß heißt:“ […] von meinem Arm gehindert, bleibst du ein Fußgänger unter der Fußgängern […]“. Diese Worte werden bezogen auf einen Schachbauern, dem der Übergang zur Dame verwehrt wird.
Tammam Ibn Ghalib Abu Firas …
… hatte den Beinamen al-Farazdaq. Er lebte von ca. 641 bis 728 nach Christi Geburt. Arabischer Poet, der berühmt war für seine Satiren, in einer Zeit, als Dichtung noch ein politisches Instrument war. Er repräsentiert die Periode, zwischen den traditionellen Beduinen und der sich gerade formenden neuen Muslimischen Gesellschaft.
Einer der wichtigsten arabischen Autoren in historischer Beziehung ist Masudi (ca. 888 – 958). In seinen Werken findet sich unter anderem auch die bekannte Erzählung über die Multiplikation und Summierung von Weizenkörnern mit einem Hinweis auf die Herkunft des Schaches. Er verweist auf einen indischen König BALHIT (ca. 2 Jhdt. vor Chr.). Handelt es sich hier auch nicht um eine belegte, historische Tatsache, so doch immerhin um einen frühen Hinweis auf eine indische Herkunft.
Abul Hasan Ali Al-Masu´di …
.. war ein Schüler des arabischen Gelehrten Abdallah Ibn Masu’d, ein exzellenter Geograph, Physiker und Historiker. Masu’di wird auch der „arabische Herodotus genannt, weil er als einer der ersten die Geschichte mit der Geographie verband. Er reiste viel u.a. nach Indien, Mittelasien und Afrika. Er schuf ein mächtiges immerhin 30-bändiges Geschichtswerk der damals bekannten Weltgeschichte
[Bild unten]: Masu’di´s Weltkarte
Der nächste namhafte Geschichtsschreiber ist der schon erwähnte Al Biruni. In seinen Erzählungen taucht das Schach gleich an mehreren Stellen auf. U.a. enthalten ist auch die Erzählung über die Körnerberechnung (1. Feld 1 Reiskorn, 2. Feld 2 Reiskörner, 3. Feld 4 Reiskörner usw.). Ihr Resultat gibt er nicht nur in Ziffern an, sondern auch algebraisch. Jene Körnerberechnung kehrt auch bei einem dritten Araber wieder. Ibn Khallikan (1211 – 1282), der sie mit einem indischen Weisen (Sissa ibn Dahir, dem erdichteten Erfinder des Schachspiels) in oft nacherzählten Zusammenhang bringt.
Tatsächlich hat die Berechnung mit dem Schachspiel nichts zu schaffen. Sie rührt „von einem Spielbrett von 64 Feldern“ her, das den Indern zu Rechenzwecken diente, wie v. d. Linde in seiner Geschichte I, S. 6ff ausführte. Die Zeit zu welcher das Spiel zu den Arabern gekommen ist, lässt sich ebenfalls nicht genau bestimmen.
Da es aber sehr wahrscheinlich ist, dass zu Lebzeiten Mohammeds das Schach noch nicht bekannt war – er starb im Jahre 632 – und andererseits feststeht, dass es im Anfange des 8 Jhdts. bereits gespielt wurde, lässt uns annehmen, dass die zweite Hälfte des 7. Jhdts. als die Zeit des Überganges zu bezeichnen ist.
Abu-l ‘Abbas Ahmad ibn Khallikan …
… wurde in Arbela, Irak geboren. Sein größtes Werk ist „The Obituaries of Eminent Men“. In über 2700 Seiten beschreibt er meist in kurzen Anekdoten aus dem Leben seiner Darsteller. Dabei handelt es sich oft um Aufstieg oder Fall einer öffentlichen Person ausgelöst durch Intrigen oder Gewalt.
Das Mohammed das Spiel nicht gekannt habe, war schon früh eine Annahme, der arabischen Rechtsgelehrten. Er hatte eine Anzahl von Spielen verboten und unter diesen das Nerd, aber das Schach nicht. Nun galten Spieler vor Gericht nicht als unbescholtene Zeugen und es stellt sich die Frage, ob der Schachspieler ihnen zuzählen ist oder nicht. Dieser negative Beweis wird noch durch ein Zeugnis ergänzt, nach welchem es ihnen vor dem Jahre 714 schon sehr vertraut gewesen sein muß.
In einem Bericht von Shafii (gest. ca. 819) wird ein Spieler erwähnt mit Namen Said ibn Dschubair, der eine Zeitlang in Ispahan lebte und im Jahre 714 gestorben ist, der ohne Ansicht des Brettes Schach gespielt habe. Wäre es auch nur eine unbegründete Überlieferung, so sehen wir doch, dass man schon im Orient vor 820 n. Chr. die Fertigkeit des Blindschachs kannte und ausübte. Eine noch viel stärkere Stütze für die Annahme liefert uns die Tatsache der Eroberung Persiens durch die Araber im Jahre 642. Der gesteigerte Handelsverkehr der von da ab zwischen den beiden Völkern stattgefunden hat, wird die Araber bald genug mit dem Schachspiel bekannt gemacht haben. Nach dem Jahre 1000 werden die bis dahin raren Quellen für das Schachspiel zahlreicher.
Mohammed ibn Idris Al Shafi’i …
… besser bekannt unter dem Namen Imam Shafi’i, wurde ca. 767 n. CHr. geboren. Er gehörte zu dem Clan der Quraish. Er studierte islamische Rechtssprechung. Seine bekanntesten Werke sind „Kitabul Umm“ und „Ar Risalah“ über das islamische Rechtswesen.
In seinem Fihrist (987 / 8) nennt Ibn al Nadim bereits eine Anzahl von Schachautoren. Die Araber haben auch ihre Eröffnungsmethoden schriftlich niedergelegt. Jedoch auf andere Art und Weise, als wir es heute tun. Sie notierten die Stellungen die sich aus einer beiderseits gleichen Anzahl von Zügen ergab (etwa 12), deren Reihenfolge aber der Einsicht des Spielers überlassen. Eine solche Stellung hieß Tabija.
In der Literatur die größere Bedeutung aber hatte die Mansube, das Schachproblem. Das älteste auf uns gekommene schachliche Anschauungsmaterial sind etwa 500 altarabische Mansuben, in der Mehrzahl künstlich und durchaus kunstvoll aufgebaute Spielendungen.
Abu al-Faraj Muhammad ibn Ishaq ibn Muhammad ibn Ishaq …
… besser bekannt unter dem Namen al-Nadim. Er wurde ca. 935 n. Chr. geboren. Sein Vater war ein „warrq“, was nichts anderes als Buchhändler bedeutet. al-Nadims bekanntestes Werk ist der „al-Fihrist“. Übersetzt bedeutet das „Der Katalog“. Tatsächlich ist es eine Art „who is who“ der bis damals bekannten arabischen Welt.
Das 10. Jhdt. ist die Glanzzeit des arabischen Schachs gewesen. Jahrhunderte lang nennen die orientalischen Spieler immer wieder den großen Meister as Suli, als das unübertreffliche, ja unereichbare Beispiel und Vorbild. Auch Al Adli wird als ausgezeichneter Meister gerühmt. In einer weiteren Quellen findet sich die Beschreibung der Figuren. Sie gibt die Rolle des Königs dem Shah, die des Visirs dem Farzan, die des Heerführers dem Rukh, die der Reiterei dem Faras, die der Festung dem Fil und die der Fußgänger dem Baidaq. Einige Jahrhunderte später kehren die inzwischen vergessenen Festungen wieder auf das Schachbrett zurück. Diesmal besetzen sie aber die Eckfelder und stehen noch heute dort als unsere Türme.
Abu-Bakr Muhammad ben Yahya as-Suli …
… lebte von ca. 880 bis 946. Er war ein professioneller shatranj Spieler. Er wurde bekannt, als er zwischen 902 und 908 al Mawardi, den shatranj Champion des Khalifen al Mukafti, in einem Match bezwang. Dieser Sieg war so klar, dass al Mawardi in Ungnade fiel und durch as Suli ersetzt. Nach dem Tode al Mukafti’s verblieb as Suli am Hofe auch unter den nachfolgenden Herrschern. As Suli’s Fähigkeiten wurden legendär und auch noch heute gilt er in der arabischen Welt als einer der stärksten Spieler, der je gelebt hat. Es gibt nicht viel über ihn zu berichten, aber manche seiner Mansuben sind noch bekannt. Berühmt war er auch für seine Fähigkeit zum Blindschach. Seine größte Hinterlassenschaft sind die Werke „Kitab Ash-Shatranj“ (Buch des Schach) Band 1 und 2. Es beinhaltet die damals bekannte Eröffnungstheorie (ta’biyat), Standardprobleme im Mittelspiel und kommentierte Endspiele (mansubat). Darüber hinaus enthält es die bekannte Beschreibung der sogenannten „knights tour“, die Reise des Springers über das Schachbrett, bei der jedes Feld nur einmal betreten werden darf. As Suli bezieht sich in seinem Werk auf die Handschriften des bekannten Spielers al Adli, dessen Inhalt er teilweise in seine Werke übernommen hat, sie aber einer kritischen Betrachtung unterzog.
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