Nigel Short

Nigel Short ist ein britischer Internationaler Meister, der vor allem durch das Weltmeistertitelspiel zwischen ihm und Gary Kasparov am Savoy Theatre in London 1993 bekannt wurde.

Von Januar 1988 bis Juli 1989 wurde Short von FIDE auf den dritten Platz der Welt gewählt. Auch heute noch zählt er zu den Top-50 Schachspielern der Welt.

Zusätzlich zum Schachspiel schreibt Short auch über Schach für führende britische Zeitungen. Er hat mehrere junge Schachspieler trainiert, darunter David Howell, Segey Karjakin, Parimarjan Negi und Pendyala Harikrishna. In den Jahren 2006- 2007 war Short der Nationaltrainer der iranischen Schachmannschaft. Bei den Asienspielen in Katar 2006 holte das Team Bronze, bei den Asian Indoor Games in Macau 2007 (neun Mal) holte es eine Silbermedaille und zwei Bronze.

Short ist Ehrenmitglied des Bolton Institute of Higher Education und erhielt die Ehrendoktorwürde der University of Bolton.

Im Jahr 1999 wurde er mit dem MBE (Order of the British Empire) ausgezeichnet.

Hintergrund

Nigel David Short wurde am 1. Juni 1965 in Leigh, Lancashire, England, geboren. Er wuchs auf Atherton auf und wurde an der St. Philip’s Primary School, der Bolton School und dem Leigh College unterrichtet. Sein Vater gründete den Artherton Chess Club, und Nigel war Mitglied, bis er in den Bolton Chess Club wechselte (der den siebenjährigen Nigel wegen seines niedrigen Alters abgelehnt hatte, als er das erste Mal die Mitgliedschaft beantragte).

Als Short gerade zehn Jahre alt war, erregte er viel Aufmerksamkeit, indem er in einer Simultanausstellung den russischen Großmeister Viktor Korchnoi besiegte.

1977 qualifizierte sich Short drei Tage vor seinem 12. Lebensjahr für die Britische Schachmeisterschaft und war damit der jüngste Teilnehmer aller Zeiten. Zwei Jahre später belegte er den ersten Platz (mit John Nunn und Robert Bellin) bei der Britischen Schachmeisterschaft 1979 in Chester. Dies brachte ihm seine erste IM-Norm ein.

Als ein 14-jähriger Short 1979/1980 in Hastings Premier 8/15 erzielte, wurde er der jüngste internationale Meister in der Schachgeschichte und brach damit den Rekord von Boddy Fischers von 1958. (Short’s Rekord wurde inzwischen auch gebrochen.)

1980 wurde Short nach Garry Kasparov Zweiter bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Dortmund.

1984 wurde der 19-jährige Short zum jüngsten Großmeister der Welt (damals).
Schachkarriere

1985 qualifizierte sich Nigel Short vom Bieler Interzonal für das Bewerberturnier. Er war nicht der erste britische Kandidat überhaupt.

Sein erfolgreichster Einsatz beim Meisterschaftstitel erfolgte nach der Qualifikation für das Bewerberturnier über die Manila Interzonal. Im Halbfinale (gespielt 1992) besiegte Short den ehemaligen Weltmeister Anatoli Karpov in einem Spiel, das als „Ende einer Ära“ gefeiert wurde. Im Finale schlug Short den Niederländer Jan Timman und erhielt damit das Recht, Garry Kasparov um den Titel des Schachweltmeisters zu kämpfen.

Als der Chef des Weltschachverbandes (FIDE), Florencio Campomanes, unter Verstoß gegen die FIDE-Regeln, ohne Rücksprache mit Short und Kasparov über den Ort des Meisterschaftsspiels sowie die Höhe des Preisgeldes entschied, trennten sich die beiden von FIDE und gründeten eine rivalisierende Organisation – die Professional Chess Association.

Die Professional Chess Association organisierte 1993 ein Match zwischen Short und Kasparov, mit einem von The Times gesponserten Preisfonds. Es wurde im September und Oktober in London gespielt. Kasparov gewann mit dem Ergebnis +6-1=13.

Short wurde 2005 Generalsekretär für das Commonwealth Schach, und ein Jahr später Präsident der Organisation. Er blieb bis Januar 2008 Präsident. Seit 2009 ist Short FIDE-Delegierter bei der English Chess Federation.

Boris Vasilyevich Spassky

Boris Spassky wurde 1937 in der Sowjetunion geboren. Von 1969 (als er Tigran Petrosyan besiegte) bis 1972 (als er von Bobby Fischer besiegt wurde) war er amtierender Schachweltmeister.

Boris Vasilyevich Spassky
Boris Vasilyevich Spassky / Wilipedia

Boris Spassky besiegte Weltmeister Mikhail Botvinnik im Alter von zehn Jahren in einer Ausstellung, wurde mit 16 Jahren Internationaler Meister und mit 18 Jahren Internationaler Großmeister. Er qualifizierte sich für dieses erste Kandidaten-Turnier, als er 20 Jahre alt war, und gewann vier Jahre später seine erste UdSSR-Meisterschaft.

Boris Spassky zog in den 1970er Jahren mit seiner dritten Frau außerhalb von Paris nieder. Seit 1978 ist er französischer Staatsbürger.

Hintergrund und frühes Schachspiel

Boris Wassiljewitsch Spasski wurde am 30. Januar 1937 in Leningrad (heute St. Petersburg) in der Sowjetunion geboren. 1942 floh die Familie Spassky aus ihrer Heimatstadt wegen der nationalsozialistischen Belagerung. Der junge Boris lernte im Zug Schach zu spielen. Die Familie ließ sich schließlich in Kirow nieder, aber das Leben dort war hart für sie. Boris spielte weiter Schach, und im zarten Alter von 10 Jahren gelang es ihm, Weltmeister Mikhail Botvinnik in einer Ausstellung zu besiegen.

Frühe Schachkarriere

1953 hatte der 16-jährige Spassky bei einem Turnier in Bukarest, Rumänien, große Erfolge und wurde zum Internationalen Meister ernannt.

1955 gewann Spassky die Junioren-Schach-Weltmeisterschaft in Antwerpen, Belgien. Mit gerade einmal 18 Jahren war er nun ein rekordverdächtiger junger und internationaler Großmeister.

Im Jahr nach seinem Sieg in Antwerpen qualifizierte sich Spassky für dieses erste Kandidaten-Turnier. Der Versuch, sowohl mit dem Schach als auch mit seinem Studium an der Leningrader Universität Schritt zu halten, erwies sich jedoch als schwierig für ihn, und er hatte auch mit einer schlechten Ehe zu kämpfen. Mehrere Jahre lang war Spassky nicht mehr an der Spitze dieses Spiels, und seine Ergebnisse fielen.

1961 lässt sich Spassky von seiner Frau scheiden und bricht mit seinem Trainer. Mit einer neu gewonnenen Energie für das Schachspiel war er bald wieder im internationalen Spitzenfeld. Noch in diesem Jahr gewann er seine ersten UdSSR-Meisterschaften, und 1965 war Spassky wieder im Bewerberturnier dabei. Inzwischen war sein Spiel rundum stark, und er brillierte sowohl bei aggressiven Angriffen als auch bei geduldigen Wartezeiten.

Schachweltmeister

Boris Spasskys erster Versuch, den Schachweltmeister um den Titel herauszufordern, fand 1966 statt, wo er gegen den Titelverteidiger Tigran Petrosyan unterlag. Drei Jahre später hatte Spassky eine neue Chance, und jetzt gelang es ihm, Petrosyan zu besiegen und der zehnte Schachweltmeister zu werden. Spassky hielt den Punk bis 1972, als er von Bobby Fischer in Reykjavik, Island, besiegt wurde.

Mehrere Jahre lang gehörte Spassky weiterhin zu den besten internationalen Schachspielern. Er nahm an mehreren Kandidaten-Turnieren teil und gewann 1973 die Sowjetmeisterschaft.

Ende der 80er Jahre und später

In den späten 1980er Jahren hatte Spassky etwas von diesem Dampf verloren. 1992 nahm er an einem hochkarätigen Spiel gegen Bobby Fischer in Jugoslawien teil und verlor.

Einem leichten Schlaganfall im Jahr 2006 folgte vier Jahre später ein schwerwiegenderer, der Spassky auf der linken Seite lahm legte und eine umfassende Rehabilitation erforderte.

Bobby Fischer

Bobby Fischer (1943 – 2008) wurde 1972 Schachweltmeister, nachdem er den Titelverteidiger Boris Spassky in Reykjavik, Island, besiegt hatte. Dieses Match, bei dem ein US-Spieler eine Sowjetunion herausforderte, fand während eines sehr kalten Teils des Kalten Krieges statt und wurde stark veröffentlicht und als „Match of the Century“ bezeichnet.

Hintergrund

Robert James Fischer wurde am 9. März 1943 in Chicago, Illinois, USA, geboren.

240px-Bobby_Fischer_1960
Bobby Fischer Quelle: Wikipedia

Er lernte Schach zu spielen, als er sechs Jahre alt war, und begann schließlich im Brooklyn Chess Club und Manhattan Chess Club zu spielen.

Im Alter von 14 Jahren wurde er der jüngste Spieler, der die US-Meisterschaft gewann.

Im Alter von 15 Jahren wurde er internationaler Großmeister und brach damit den Altersrekord für den jüngsten internationalen Großmeister.

Schachkarriere

Nachdem er internationaler Großmeister geworden war, spielte Bobby Fischer weiterhin sowohl Spiele der US-Meisterschaft als auch Spiele der Weltmeisterschaft.

In den frühen 1970er Jahren erreichte er eine Siegesserie von 20 Spielen.

1972 besiegte er den amtierenden Schachweltmeister Boris Spassky aus der Sowjetunion in einer publikumswirksamen Veranstaltung in Reykjavik, Island. Bobby Fischer war nun Schachweltmeister – der erste aus den USA.

Mitte der 1970er Jahre hatte sich Anatoli Karpov das Recht verdient, den amtierenden Schachweltmeister herauszufordern, aber Bobby Fischer weigerte sich, gegen ihn zu spielen, es sei denn, es wurden eine lange Reihe von Anforderungen erfüllt. Der Internationale Schachbund entzog Fischer diesen Titel und gab ihn Karpov.

Nach vielen Jahren eines turbulenten Lebens stimmte Fischer zu, Boris Spassky in einem 5-Millionen-Dollar-Rematch in Yogoslawien am 20. Jahrestag ihres Meisterschaftsspiels in Reykjavik zu spielen. Fischer gewann das Match, befand sich aber danach in einem Haufen rechtlicher Schwierigkeiten. Wegen des anhaltenden Jugoslawien-Krieges durften US-Bürger Jugoslawien nicht ohne Sondergenehmigung besuchen, und Fischer würde nun strafrechtlich verfolgt, wenn er in die USA zurückkehrte. Fischer blieb daher im Exil.

In den 90er Jahren erfand und patentierte Fischer ein modifiziertes Schachtiming-System, bei dem nach jedem Zug ein Zeitschritt zur Zeit des Spielers hinzugefügt wurde. Dieses Schachtiming-System wird heute praktisch in den Top-Turnieren eingesetzt.

Fischer hat auch eine spezielle Schachvariante namens Fischer Random Chess oder Chess960 entwickelt.

Im Jahr 2004 heiratete er den japanischen Schachspieler Miyoko Watai, der eine Meisterin von Woman International ist. Im Jahr 2005 zog Fischer nach Island, nachdem er die isländische Staatsbürgerschaft erhalten hatte. Im Januar 2008 starb er in Reykjavik an Nierenversagen, nachdem er die medizinische Behandlung wegen einer Harnwegsblockade abgelehnt hatte.

Magnus Carlsen

Magnus Carlsen ist ein norwegischer Großmeister. Am 1. Januar 2010 wurde Carlsen zum jüngsten Schachspieler der Geschichte, der von FIDE auf Platz 1 gewählt wurde. Er war damals 19 Jahre und 32 Tage alt.

Im Mai 2014 erreichte Carlsen eine Elo-Wertung von 2882 – die höchste, die ein Schachspieler in der Geschichte erreicht hat.

Magnus Carlsen
Magnus Carlsen / Quelle twitter

Carlsen ist der amtierende Schachweltmeister im klassischen Schach, Schnellschach und Blitzschach. Er gewann den Weltmeistertitel im klassischen Schach, indem er Viswanathan Anand in der Schachweltmeisterschaft 2013 besiegte. Im November 2014 verteidigte er erfolgreich seinen Titel gegen Anand.

Carlsen ist bekannt für seinen harten Angriffsstil, aber als er vom Teenager zum erwachsenen Spieler wurde, entwickelte er einen universelleren Stil, der weniger vorhersehbar ist. Im Vergleich zu vielen anderen Top-Spielern konzentriert sich Carlsen weniger auf die Eröffnungsvorbereitung. Er meistert viele verschiedene Eröffnungen, was ihn zu einem schwer vorzubereitenden Spieler macht.

Magnus Carlsen lebt mit seinen Eltern und zwei Schwestern in Norwegen. Er liebt das Skifahren und ist ein erfahrener Skispringer. Er hat als Model an mehreren Werbekampagnen teilgenommen, darunter die G-Star Raw’s Herbst/Winter 2010 Kampagne mit Liv Tyler und die G-Star Raw’s Frühjahr/Sommer 2014 Kampagne mit Lily Cole.

Der Filmregisseur J.J. Abrams bot Carlsen eine Rolle im Film Star Trek Into Darkness an (er sollte einen Schachspieler aus der Zukunft spielen), aber Carlsen lehnte ab, da es nicht in der Lage war, rechtzeitig eine US-Arbeitserlaubnis zu bekommen.

Durch seine norwegische Firma Play Magnus AS hat Carlsen eine iOS-App veröffentlicht, die es dem Benutzer ermöglicht, gegen eine von Carlsen getunte Schachmaschine im Alter von 5 bis 23 Jahren zu spielen. Die Erstellung der App war möglich Panzer zu Tausenden von Carlsen-Spielen, die seit seiner Kindheit aufgezeichnet wurden.

Hintergrund

Sven Magnus Øen Carlsen wurde am 30. November 1990 in Tønsberg, Norwegen, geboren. Seine Eltern Sigrun Øen und Henrik Albert Carlsen sind beide Ingenieure.

Carlsen nahm an seinem ersten Turnier teil, als er 8 Jahre und 7 Monate alt war. Es war die jüngste Division der Norwegischen Schachmeisterschaft 1999, und Carlsen erzielte 6½/11.

Im Oktober 2002 belegte Carlsen in Peñiscola den 6. Platz bei der U-12-Europameisterschaft. Im November belegte er in Heraklion den 1. Platz in der U-12-Weltmeisterschaft und belegte im Tiebreak den zweiten Platz hinter Ian Nepomniachtchi.

Carlsen erhielt seine erste IM-Norm im Januar 2003, seine zweite im Juni 2003 und seine dritte im Juli 2003. Am 20. August 2003 wurde ihm der IM-Titel offiziell verliehen.

Carlsen studierte am Norwegischen College of Elite Sport, wo er von der norwegischen Großmeisterin Simen Agdestein trainiert wurde.

Schachkarriere

Einige Beispiele für die vielen wichtigen Meilensteine der Karriere von Magnus Carlsen:

  • Carlsen nahm 2004 an der FIDE Schach-Weltmeisterschaft teil und schlug damit den alten Rekord für den jüngsten Spieler. In der ersten Runde wurde er von Levon Aronian geschlagen.
  • Carlsen nahm 2005 an der Schach-Weltmeisterschaft in Chanty-Mansijsk, Russland, teil. Er belegte im Turnier den 10. Platz und war der jüngste Spieler, der jemals Weltmeisterkandidat wurde.
  • Da Carlsen 2004 die Corus Chess Tournament C-Gruppe gewonnen hatte, wurde er für 2006 in die B-Gruppe eingeladen. Mit Alexander Motylev belegte er einen gemeinsamen 1. Platz und qualifizierte sich damit für die A-Gruppe.
  • Im Jahr 2007 debütierte Carlsen in der Corus Chess Tournament A-Gruppe. Er landete auf dem letzten Platz, mit vier Siegen und neun Unentschieden.
    Als Carlsen für die 2008 Corus Chess Tournament A-Gruppe zurückkehrte, lief es für ihn viel besser als im Vorjahr, und er beendete einen gemeinsamen 1. Platz mit Levon Aronian.
  • Carlsen gewann die A-Gruppe des Corus Schachturniers 2010.
    Carlsen gewann den London Chess Classic 2012. Seine Elo-Wertung wurde hoch genug, um Gary Kasparovs alten Rekord zu schlagen.
  • Im Jahr 2013 endete Carlsen mit dem +5-2=7 i Candidates Tournament. Er gewann nach dem Tie-Break gegen Vladimir Kramnik. Carlsen hatte nun das Recht, den amtierenden Schachweltmeister Viswanathan Anand herauszufordern.
  • Die Schachweltmeisterschaft 2013 fand im November in Chennai, Indien, statt. Von den zehn Spielen gewann Carlsen drei und gewann sieben. Viswanathan Anand verlor seinen Titel und Magnus Carlsen wurde zum Schachweltmeister gekürt.
  • Im Jahr 2014 forderte Anand Carlsen zum Schachweltmeistertitel heraus. Die Schachweltmeisterschaft 2014 fand im November in Sotschi, Russland, statt. Zwölf Spiele waren geplant, aber das zwölfte wurde nie gespielt, da das Ergebnis bei 6 ½ – 4 ½ zu Carlsen nach elf Spielen lag. Carlsen hatte damit seinen Titel erfolgreich verteidigt und bleibt Schachweltmeister.

Alexander Morozevich

Alexander Morozevich ist ein russischer Schachspieler, der für seinen offensiven Spielstil und seine Abneigung gegen Unentschieden bekannt ist. Er nutzt oft scharfe Debatten, z.B. Chigorins Verteidigung und Albins Gegenspiel.

Sein bisher höchster Rang ist 2788 (zweiter Platz in der Welt), der im Juli 2008 erreicht wurde.

Morozevich ist nicht nur im traditionellen Schach erfolgreich, sondern auch ein geschickter Augenbinde-Spieler. Im Jahr 2002 gewann er das Melody Amber Blindfalte Schnellschachturnier.

Hintergrund

Alexander Sergejewitsch Morozewitsch wurde am 18. Juli 1977 in Moskau geboren.

Alexander Morozevich
Alexander Morozevich

Als er 17 Jahre alt war, gewann Morozevich das Lloyds Bank-Turnier in London mit einem 9½ von 10 Punkten. Im selben Jahr gewann er auch das Turnier von Pamplona. .

Schachkarriere

Alexander Morozevich nahm 1997 an seiner ersten FIDE-Weltmeisterschaft teil und erreichte die zweite Runde. Im folgenden Jahr gewann er seine erste russische Meisterschaft und auch die prestigeträchtigen Turniere in Sarajevo und Pamplona. (Morozevich kehrte später zurück und gewann das Turnier von Sarajevo in den Jahren 1999 und 2008, und er gewann 2006 das Pamplona.)

Alexander Morozevich war Teil der russischen Nationalmannschaft bei den Schacholympiaden 1998, 2000 und 2002. Er war auch Teil der russischen Nationalmannschaft bei den Mannschafts-Europameisterschaften 2003 und 2007, wo das Team Goldmedaillen gewann, sowie bei den Mannschafts-Europameisterschaften 2004, wo das russische Team Silber holte.

Morozevich gewann 2002 den Melody Amber. In den Jahren 2004, 2006 und 2008 belegte er den gemeinsamen ersten Platz in diesem Turnier.

Im Jahr 2003 wurde Morozevich Zweiter in der russischen Meisterschaft. (Peter Svidler gewann.)

Morozevich hat das Internationale Schachturnier von Biel dreimal gewonnen: 2003, 2004 und 2006.

Morozevich war 2005 und 2007 Weltmeisterkandidat.

Im Jahr 2014 gewann Morozevich das Karpov Poikovsky Turnier.

 

Anatoly Karpov

Anatoly Karpov aus der Sowjetunion war von 1975 bis 1985 Schachweltmeister. Im Laufe seiner Karriere hat Karpov Schachschulen in mehreren Ländern gegründet und war ein starker Verfechter von schulischen Schachprogrammen. Er war auch an Programmen beteiligt, bei denen Gefängnisinsassen die Möglichkeit erhalten, zu lernen und Schach zu spielen.

Karpov war UNICEF-Botschafter und war Vorsitzender der International Association of Peace Foundations.

Hintergrund

Anatolij Jewgeniewitsch Karpow wurde am 23. Mai 1951 in Zlatoust, Sowjetunion, geboren. Er lernte Schach zu spielen, als er gerade vier Jahre alt war. Nachdem er eine Begabung für das Spiel gezeigt hatte, trat er in das sowjetische „Schachsystem“ ein und erhielt eine umfassende Ausbildung durch erfahrene sowjetische Schachspieler.

Karpov gewann 1969 die Junioren-Weltmeisterschaft. Im Alter von 19 Jahren wurde er Großmeister.

Schachkarriere

Mitte der 1970er Jahre erhielt Anatoly Karpov das Recht, den amtierenden Schachweltmeister Bobby Fischer herauszufordern. (Die letzte Hürde auf diesem Weg war ein Ereignis gegen den sowjetischen Großmeister Viktor Korchnoi, aus dem Karpov siegreich hervorging.)

Fischer weigerte sich jedoch, gegen den Herausforderer zu spielen, wenn nicht eine lange Liste von Forderungen erfüllt war, und schließlich entzog der Weltschachverband (FIDE) Fischer seinen Titel und gab ihn Karpov. Karpov wurde so Schachweltmeister, ohne tatsächlich gegen den amtierenden Meister zu spielen.

In den Jahren 1978 und 1981 forderte Korchnoi – heute ein Überläufer der Sowjetunion – Karpov um den Titel des Schachweltmeisters heraus, konnte aber den amtierenden Meister nicht schlagen. 1984 wurde Karpov von seinem sowjetischen Mitspieler Gary Kasparov herausgefordert. Der Kampf zwischen Karpov und Kasparov wurde zu einem langwierigen Ereignis, das aus einer Reihe von Spielen bestand, die sich über fünf Monate erstreckten. Schließlich setzte die World Chess Federation (FIDE) das Turnier aus und verwies auf die Sorge um die Gesundheit der beiden Spieler. Da kein Sieger ermittelt wurde, behielt Karpov seinen Titel.

In der Schachweltmeisterschaft 1985 wurde Karpov von Kasparov besiegt. 1986, 1987 und 1990 standen sich die beiden wieder gegenüber – Kasparov behielt jedes Mal seinen Titel. 1993 wurde der Titel des Schachweltmeisters an Karpov zurückgegeben, aber nur, weil Kasparov den Weltschachverband (FIDE) verlassen hatte, um eine weitere konkurrierende internationale Schachorganisation zu bilden. Karpov blieb bis 1999 FIDE Schachweltmeister.

Karpov blieb der FIDE treu, und 2010 kandidierte er für die Präsidentschaft. Trotz der Unterstützung vieler nationaler Schachverbände, die Karpovs Anti-Korruptionsplattform unterstützten, verlor er schließlich gegen den amtierenden Präsidenten der FIDE, Kirsan Ilyumzhinov. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass Kasparov den Karpov-Kandidat für die FIDE-Präsidentschaft unterstützt hat.

In den letzten Jahren hat sich Karpov hauptsächlich auf die Förderung von Schach, Schachprogrammen und Schachschulen auf der ganzen Welt konzentriert, aber er hat auch weiterhin wettbewerbsfähig gespielt. Im Jahr 2012 gewann er die Anatoly Karpov Trophy, die zu seinen Ehren benannt worden war.

 

Der Schachtürke des Wolfgang von Kempelen

Die Vorführung eines französischen Zauberers 1769 vor der österreichischen Kaiserin Maria Theresia hielt Wolfgang von Kempelen für wenig beeindruckend. Also erklärte er der Herrscherin, dass er eine Maschine bauen könne, die erheblich spektakulärer und verblüffender sei.

Damit begann die Geschichte des Schachtürken. Der deutsch-ungarische Hofsekretär und spätere Hofrat Wolfgang von Kempelen (1734-26.3.1804) aus Preßburg/Bratislava machte sein Versprechen wahr und demonstrierte im Frühjahr 1770 seine Erfindung der Kaiserin und ihrem Gefolge. Das Publikum war beeindruckt von dem scheinbar automatischen Schachspieler, der über eine außergewöhnliche Spielstärke verfügte.

Nachdem Kempelen den Wiener Hof zum Staunen gebracht hatte, reiste er mit seinem Türken bis 1785 durch Europa. Er spielte in London, Paris und mehreren Städten Deutschlands vor der besten Gesellschaft. Stets war das Publikum beeindruckt. Führte Kempelen zu Beginn sein Werk noch selbst vor, übernahm diese Aufgabe später meist sein Diener Anthon.

Nach dem Tod Kempelens 1804 kaufte der Mechaniker und Schausteller Johann Nepomuk Mälzel den Türken. Damit begann die zweite Blütezeit des Schachautomaten.

Mälzel ging mit ihm nicht nur auf Europatournee, sondern brach 1825 in die USA auf, wo er am Broadway seine erste Vorstellung gab. Bis zu seinem Tod 1838 reiste Mälzel mit dem Türken und anderen Automaten durch die USA und Kuba. 1840 war die Zeit des Türken vorbei und die Besucher konnten für einen Dollar das Geheimnis erfahren, worauf das Interesse rasch sank. 1854 verbrannte der Automat im „Chinesischen Museum“ in Philadelphia.

Der Schachtürke verdankte seine Automatik zwar einem genialen Trick, aber dennoch war er eine technische Meisterleistung seiner Zeit. Magnetismus half dem eigentlichen Spieler im Kasten, den Spielverlauf zu erkennen. Eine komplizierte Mechanik bewegte Arme und Finger. Die perfekte Illusion erzeugten von Kempelen und später Mälzel durch ihre professionelle Präsentation, die einer magischen Vorführung glich, Ablenkungen und Finten inbegriffen.

Zahlreich waren die Spekulationen über die Funktionsweise des Schachtürken. Hatte von Kempelen tatsächlich einen genialen Automaten entwickelt, der der menschlichen Intelligenz ebenbürtig war? Waren es magnetische Kräfte oder unsichtbare Schnüre, die den Türken bewegten? Saß ein Kleinwüchsiger oder ein Kind im Kasten? Die Vermutungen füllten Traktate und Bücher. Zwar waren einige Autoren der Wahrheit auf der Spur, doch ganz genau konnte niemand das Geheimnis lüften.

Auf Vermutungen sind wir angewiesen, warum von Kempelen den Automaten im Aussehen eines Türken konstruierte. Auf jeden Fall entsprach er damit dem Stil der Zeit. Türkischer Kaffee und Tabak waren in Wien modern. Zudem vermittelte der Türke einen Hauch von Exotik.

Die Begeisterung für Automaten war im 18. Jahrhundert an den Herrscherhäusern weit verbreitet. Automatenbauer erfreuten sich hoher Wertschätzung. Am bekanntesten ist Jacques de Vaucanson, der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit seinen Musikautomaten berühmt wurde. Er baute zudem eine mechanische Ente, die Körner picken, verdauen und ausscheiden konnte.

Wolfgang von Kempelen beteiligte sich an dieser Automatenbegeisterung nicht nur mit dem Schachtürken. Er konstruierte eine Sprechmaschine, die er auch im Türken einsetzte und die unter anderem „Schach“ bzw. „Échec“ sagen konnte.

Der Türke spielte in seiner Karriere gegen zahlreiche berühmte Persönlichkeiten. Neben Spielen gegen Maria Theresia und Benjamin Franklin bildete vor allem die Partie 1809 gegen Napoleon in Wien den Höhepunkt seiner Karriere. Napoleon versuchte, den Türken durch unerlaubte Spielzüge zu testen. Der Türke soll zuerst mit einer Verbeugung reagiert haben und stellte die Figur an ihren richtigen Platz. Nach weiteren Täuschungsmanövern Napoleons wischte der Automat die Figuren vom Tisch und heimste sich ein Lob des französischen Kaisers ein.

Beeindruckt von der Leistung des Automaten war auch Charles Babbage, der 1819 eine Partie gegen den Türken in London verlor. Er ahnte zwar, dass der Türke ein Schein-Automat war, aber er fragte sich, ob es möglich sei, einen Schachautomaten zu bauen. Seine später konstruierten mechanischen Rechenmaschinen nahmen gedanklich einige wichtige Prinzipien des Computers vorweg.

Edgar Allan Poes Beschreibung ist das bekannteste Zeugnis über den Türken. Er sah ihn 1835 in Richmond/Virginia und veröffentlichte 1836 einen Essay mit dem Titel „Mälzels Schachspieler“. Poe vermutete, dass ein verborgener Spieler in der Figur des Türken den Arm bewege. Der Bericht wurde später als erste Arbeit von Poe gewürdigt, in der er als „unbeirrbarer Denker“ auftrat.

Die Rekonstruktion des Schachtürken im Heinz Nixdorf Museums Forum …

Er hat die Diskussion, ob die geistige Leistung des Menschen von einer Maschine übertroffen werden könne, erstmals angestoßen – eine Diskussion, die angesichts der heutigen Fortschritte in der Robotik und Künstlichen Intelligenz wieder hoch aktuell ist. Damit findet der Schachtürke seinen idealen Platz im größten Computermuseum der Welt, in dem seit Januar dieses Jahres in den neuen Ausstellungsbereichen auch historische Schachcomputer zu sehen sind.

Es gab keine Baupläne oder exakten Beschreibungen: Die Rekonstruktion des 1854 verbrannten Schachtürken erforderte einiges an Recherchen und handwerklichem Geschick. HNF-Kurator Dr. Stefan Stein hatte die Idee, den Türken wieder zum Leben zu erwecken. Er machte die Quellen ausfindig, die HNF-Restaurator Bernhard Fromme nutzte, um den Automaten nachzubauen. Etwa anderthalb Jahre dauerte es bis zur Fertigstellung, wobei der Nachbau für alle Beteiligten ein Projekt neben anderen war.

Der Schachtürke des HNF ist der einzige vollständig funktionierende Nachbau in Europa. Ein weiterer soll in Los Angeles stehen, über dessen Funktion allerdings nichts näheres bekannt ist.

Da keine konkreten Beschreibungen existieren, musste Bernhard Fromme seine mechanischen Kenntnisse einbringen und einiges ausprobieren, um die Funktion des Greifens zu ergründen. Die Lösung war ein Pantograph („Storchenschnabel“), der die Bewegungen des inneren Schachspielers mit Hilfe einer Hebelmechanik auf den Arm des Türken überträgt. Diese Technik hat mit Sicherheit auch Kempelen angewandt.

Ein weiteres Kernproblem bestand darin, dem Spieler im Inneren die Züge des Schachspielers außen zu übermitteln. Mit Hilfe von Magneten in den Figuren und kleiner Stifte an der Unterseite des Schachbretts kann der Spieler im Türken dem Spielverlauf folgen. Eine Lösung, wie sie auch Kempelen einsetzte.

Die gesamte Konstruktion und Mechanik entstanden in den Werkstätten des Heinz Nixdorf MuseumsForums. Lediglich die Holzarbeiten führte die Paderborner Tischlerei Wippermann aus. Eine Theaterschneiderin fertigte das Kostüm; eine Requisiteurin ließ das Gesicht nach historischen Vorlagen wiedererstehen. Die Maße des Kastens betragen in Zentimetern: 150 breit, 95 hoch, 90 tief. Die Figur des Türken ist etwa lebensgroß.

Der Staunton Standard …

Was hat es auf sich, mit dem sogenannten Staunton Standard? Dies ist eine interessante Frage. Staunton ist ein Begriff, der uns im Schach ziemlich häufig begegnet. Der König hat einer Krone auf dem Kopf und ist im Spiel die größte Figur. „The knight“ (engl. Ritter) wird durch einen Springer dargestellt. Der Turm ist dargestellt durch eine stilisierte Burg. Diese Eigenschaften sind bezeichnend für den „Staunton“. Wo kommt dieses Standard Design eigentlich her? Nun um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns in die Mitte des 19. Jahrhunderts begeben.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es eine große Anzahl verschiedenster Schachfiguren. In Großbritannien z.B. Sätze wie Saint George, Calvert, Edinburgh, Lund, Merrifield und viele andere. Es ergaben sich allerdings verschiedene Probleme. Zum Beispiel waren sie aufgrund Ihrer Vielfalt extrem teuer. Manche waren aufgrund ihres Designs unstabil, sie vielen um und zerbrachen oder behinderten den Spieler, indem es für ihn nämlich nicht einfach war, die Figuren zu identifizieren.

Es war deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Ruf nach einem einheitlichen Design immer lauter wurde. In dieser Zeit geschah es, dass ein aufmerksamer Londoner Geschäftsmann namens John Jaques die Gelegenheit ergriff die Schachwelt mit einem neuen Standard zu konfrontieren. Er belieferte bis dahin schon mehrere Londoner Einzelhändler mit einer Vielzahl der verschiedensten Schachsets. An dieser Stelle werden die Dinge etwas undurchsichtig. Im März 1849 ließ ein gewisser Nathaniel Cook einen Schachsatz mit einem neuen Design registrieren. Zur Rechten ist ein Abbildung der spärlich beschrifteten Seite aus dem Original Jaques Musterbuch, welches die Richtlinien für die Produktion enthielt. Diese Seite wurde während des Krieges durch einen Brand beschädigt. Die Produktionsrechte sicherte sich John Jaques und am 29. September 1948 begann Jaques & Son of London mit der Auslieferung der Figuren an seine Kunden.

Am nächsten Tag erschien eine Werbung in der „Illustrated London Times“. Interressant ist noch zu erwähnen, dass Nathaniel Cook, John Jaques´ Schwager war. Diese Verbindung lässt die Frage offen, war Nathaniel Cook der Designer, oder agierte er lediglich als Handlanger im Namen von John Jaques. Auf der Hand liegt, dass Nathaniel Cook den damals aktuellen britischen Topspieler , Howard Staunton, überzeugen konnte, seinen Namen für diesen neuen Satz herzugeben. Dies war für Cook eine leichte Angelegenheit, da er der Herausgeber der „Illustrated London Times“ war und Hr. Staunton für sein Blatt regelmäßig arbeitete. Und so war der „Staunton Standard pattern“ geboren.

Das neue Design erfreute sich rasch breiter Akzeptanz. Die Kombination von Preisgünstigkeit, Ausgewogenheit, Stabilität und einheitlichem Design machten diesen Satz in kürzester Zeit zu dem internationalen Standardsatz. Schnell wurde bei offiziellen Gelegenheiten der Staunton Standard zur offiziellen Turnierfigur. Mehr noch es scheint, als ob die westliche Schachwelt, dieses Design unverwechselbar mit dem Schachspiel verbindet. Dies ist das große Vermächtnis , dass uns Nathaniel Cook, John Jaques & Howard Staunton hinterlassen haben.

Ursprung des Schach bei den Arabern …

Erst um 700 n. Chr. lässt sich das Schach bei den Arabern mit Bestimmtheit nachweisen. Der erste Nachweis findet sich in den Versen von AL FARAZDAQ (ca. 641 – 728) in denen es sinngemäß heißt:“ […] von meinem Arm gehindert, bleibst du ein Fußgänger unter der Fußgängern […]“. Diese Worte werden bezogen auf einen Schachbauern, dem der Übergang zur Dame verwehrt wird.
Tammam Ibn Ghalib Abu Firas …

… hatte den Beinamen al-Farazdaq. Er lebte von ca. 641 bis 728 nach Christi Geburt. Arabischer Poet, der berühmt war für seine Satiren, in einer Zeit, als Dichtung noch ein politisches Instrument war. Er repräsentiert die Periode, zwischen den traditionellen Beduinen und der sich gerade formenden neuen Muslimischen Gesellschaft.
Einer der wichtigsten arabischen Autoren in historischer Beziehung ist Masudi (ca. 888 – 958). In seinen Werken findet sich unter anderem auch die bekannte Erzählung über die Multiplikation und Summierung von Weizenkörnern mit einem Hinweis auf die Herkunft des Schaches. Er verweist auf einen indischen König BALHIT (ca. 2 Jhdt. vor Chr.). Handelt es sich hier auch nicht um eine belegte, historische Tatsache, so doch immerhin um einen frühen Hinweis auf eine indische Herkunft.

Abul Hasan Ali Al-Masu´di …

.. war ein Schüler des arabischen Gelehrten Abdallah Ibn Masu’d, ein exzellenter Geograph, Physiker und Historiker. Masu’di wird auch der „arabische Herodotus genannt, weil er als einer der ersten die Geschichte mit der Geographie verband. Er reiste viel u.a. nach Indien, Mittelasien und Afrika. Er schuf ein mächtiges immerhin 30-bändiges Geschichtswerk der damals bekannten Weltgeschichte
[Bild unten]: Masu’di´s Weltkarte

Der nächste namhafte Geschichtsschreiber ist der schon erwähnte Al Biruni. In seinen Erzählungen taucht das Schach gleich an mehreren Stellen auf. U.a. enthalten ist auch die Erzählung über die Körnerberechnung (1. Feld 1 Reiskorn, 2. Feld 2 Reiskörner, 3. Feld 4 Reiskörner usw.). Ihr Resultat gibt er nicht nur in Ziffern an, sondern auch algebraisch. Jene Körnerberechnung kehrt auch bei einem dritten Araber wieder. Ibn Khallikan (1211 – 1282), der sie mit einem indischen Weisen (Sissa ibn Dahir, dem erdichteten Erfinder des Schachspiels) in oft nacherzählten Zusammenhang bringt.

Tatsächlich hat die Berechnung mit dem Schachspiel nichts zu schaffen. Sie rührt „von einem Spielbrett von 64 Feldern“ her, das den Indern zu Rechenzwecken diente, wie v. d. Linde in seiner Geschichte I, S. 6ff ausführte. Die Zeit zu welcher das Spiel zu den Arabern gekommen ist, lässt sich ebenfalls nicht genau bestimmen.
Da es aber sehr wahrscheinlich ist, dass zu Lebzeiten Mohammeds das Schach noch nicht bekannt war – er starb im Jahre 632 – und andererseits feststeht, dass es im Anfange des 8 Jhdts. bereits gespielt wurde, lässt uns annehmen, dass die zweite Hälfte des 7. Jhdts. als die Zeit des Überganges zu bezeichnen ist.

Abu-l ‘Abbas Ahmad ibn Khallikan …

… wurde in Arbela, Irak geboren. Sein größtes Werk ist „The Obituaries of Eminent Men“. In über 2700 Seiten beschreibt er meist in kurzen Anekdoten aus dem Leben seiner Darsteller. Dabei handelt es sich oft um Aufstieg oder Fall einer öffentlichen Person ausgelöst durch Intrigen oder Gewalt.

Das Mohammed das Spiel nicht gekannt habe, war schon früh eine Annahme, der arabischen Rechtsgelehrten. Er hatte eine Anzahl von Spielen verboten und unter diesen das Nerd, aber das Schach nicht. Nun galten Spieler vor Gericht nicht als unbescholtene Zeugen und es stellt sich die Frage, ob der Schachspieler ihnen zuzählen ist oder nicht. Dieser negative Beweis wird noch durch ein Zeugnis ergänzt, nach welchem es ihnen vor dem Jahre 714 schon sehr vertraut gewesen sein muß.

In einem Bericht von Shafii (gest. ca. 819) wird ein Spieler erwähnt mit Namen Said ibn Dschubair, der eine Zeitlang in Ispahan lebte und im Jahre 714 gestorben ist, der ohne Ansicht des Brettes Schach gespielt habe. Wäre es auch nur eine unbegründete Überlieferung, so sehen wir doch, dass man schon im Orient vor 820 n. Chr. die Fertigkeit des Blindschachs kannte und ausübte. Eine noch viel stärkere Stütze für die Annahme liefert uns die Tatsache der Eroberung Persiens durch die Araber im Jahre 642. Der gesteigerte Handelsverkehr der von da ab zwischen den beiden Völkern stattgefunden hat, wird die Araber bald genug mit dem Schachspiel bekannt gemacht haben. Nach dem Jahre 1000 werden die bis dahin raren Quellen für das Schachspiel zahlreicher.

Mohammed ibn Idris Al Shafi’i …

… besser bekannt unter dem Namen Imam Shafi’i, wurde ca. 767 n. CHr. geboren. Er gehörte zu dem Clan der Quraish. Er studierte islamische Rechtssprechung. Seine bekanntesten Werke sind „Kitabul Umm“ und „Ar Risalah“ über das islamische Rechtswesen.

In seinem Fihrist (987 / 8) nennt Ibn al Nadim bereits eine Anzahl von Schachautoren. Die Araber haben auch ihre Eröffnungsmethoden schriftlich niedergelegt. Jedoch auf andere Art und Weise, als wir es heute tun. Sie notierten die Stellungen die sich aus einer beiderseits gleichen Anzahl von Zügen ergab (etwa 12), deren Reihenfolge aber der Einsicht des Spielers überlassen. Eine solche Stellung hieß Tabija.
In der Literatur die größere Bedeutung aber hatte die Mansube, das Schachproblem. Das älteste auf uns gekommene schachliche Anschauungsmaterial sind etwa 500 altarabische Mansuben, in der Mehrzahl künstlich und durchaus kunstvoll aufgebaute Spielendungen.
Abu al-Faraj Muhammad ibn Ishaq ibn Muhammad ibn Ishaq …
… besser bekannt unter dem Namen al-Nadim. Er wurde ca. 935 n. Chr. geboren. Sein Vater war ein „warrq“, was nichts anderes als Buchhändler bedeutet. al-Nadims bekanntestes Werk ist der „al-Fihrist“. Übersetzt bedeutet das „Der Katalog“. Tatsächlich ist es eine Art „who is who“ der bis damals bekannten arabischen Welt.

Das 10. Jhdt. ist die Glanzzeit des arabischen Schachs gewesen. Jahrhunderte lang nennen die orientalischen Spieler immer wieder den großen Meister as Suli, als das unübertreffliche, ja unereichbare Beispiel und Vorbild. Auch Al Adli wird als ausgezeichneter Meister gerühmt. In einer weiteren Quellen findet sich die Beschreibung der Figuren. Sie gibt die Rolle des Königs dem Shah, die des Visirs dem Farzan, die des Heerführers dem Rukh, die der Reiterei dem Faras, die der Festung dem Fil und die der Fußgänger dem Baidaq. Einige Jahrhunderte später kehren die inzwischen vergessenen Festungen wieder auf das Schachbrett zurück. Diesmal besetzen sie aber die Eckfelder und stehen noch heute dort als unsere Türme.

Abu-Bakr Muhammad ben Yahya as-Suli …

… lebte von ca. 880 bis 946. Er war ein professioneller shatranj Spieler. Er wurde bekannt, als er zwischen 902 und 908 al Mawardi, den shatranj Champion des Khalifen al Mukafti, in einem Match bezwang. Dieser Sieg war so klar, dass al Mawardi in Ungnade fiel und durch as Suli ersetzt. Nach dem Tode al Mukafti’s verblieb as Suli am Hofe auch unter den nachfolgenden Herrschern. As Suli’s Fähigkeiten wurden legendär und auch noch heute gilt er in der arabischen Welt als einer der stärksten Spieler, der je gelebt hat. Es gibt nicht viel über ihn zu berichten, aber manche seiner Mansuben sind noch bekannt. Berühmt war er auch für seine Fähigkeit zum Blindschach. Seine größte Hinterlassenschaft sind die Werke „Kitab Ash-Shatranj“ (Buch des Schach) Band 1 und 2. Es beinhaltet die damals bekannte Eröffnungstheorie (ta’biyat), Standardprobleme im Mittelspiel und kommentierte Endspiele (mansubat). Darüber hinaus enthält es die bekannte Beschreibung der sogenannten „knights tour“, die Reise des Springers über das Schachbrett, bei der jedes Feld nur einmal betreten werden darf. As Suli bezieht sich in seinem Werk auf die Handschriften des bekannten Spielers al Adli, dessen Inhalt er teilweise in seine Werke übernommen hat, sie aber einer kritischen Betrachtung unterzog.

Kennen Sie Vukovic …?

Wieder präsentiert der Rattmann Verlag zwei klassische, zu ihrer Zeit sehr bekannte und beliebte Bücher in neuem Gewand. Neben einer Aktualisierung schien es uns gerade wegen des ausgeprägt taktischen Charakters der meisten Partien und Stellungsbilder am Platz, eine Neubearbeitung auch per Computer vorzunehmen.

Manche Beispiele mußten dabei deutlich verändert, andere auch ganz aufgegeben werden; der weitaus größte Teil ist aber mit allenfalls leichten Änderungen erhalten geblieben. Vielleicht ist es sogar gelungen, zu manchen bekannten Partien neue und überraschende Details bzw. Ideen aufzuzeigen.
Zudem wurden beide Bücher zum Zweck der Aktualisierung deutlich erweitert. „Der Rochade-Angriff“ enthält jetzt ein Zusatzkapitel mit einer Anzahl schöner und spektakulärer Angriffspartien neueren Datums, wobei bekannte und weniger bekannte Beispiele in einer bunten Mischung vertreten sind. „Das Buch vom Opfer“ wurde besonders in den Kapiteln zur Darstellung und Terminologie der Opfermotive mit vielen neuen Beispielen ergänzt und bietet jetzt erheblich mehr Partien bzw. Stellungsbilder als das Original.

Wir hoffen, daß es gelungen ist, beide Bücher durch die Ergänzungen und Überarbeitungen noch attraktiver zu machen, dabei aber neben den meisten Beispielen auch die Gedanken, die Gliederung und Terminologie des Originals von Vukovic weitgehend zu erhalten. Denn wenn auch die heutige Theorie und Praxis manches im Detail etwas anders sieht, so ist das, was Vukovic seinerzeit schrieb, dennoch im Großen und Ganzen weiterhin aktuell.